„Ich könnte es irgendwann noch gebrauchen“ – Argumente gegen das größte Anti-Ausmist-Argument

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Vielleicht kann ich es ja irgendwann doch noch gebrauchen – so lautet wohl das schwerwiegendste Argument, das uns davon abhält, unbenutzte Dinge auszumisten.

Dahinter verbirgt sich die Sorge, zu einem späteren Zeitpunkt zu bereuen, einen Gegenstand vorschnell weggegeben zu haben. Also behält man lieber tausend ungenutzte Dinge aus der Vergangenheit, als in Zukunft eines von ihnen zu vermissen.

Wenn es Dir aus genau diesem Grund schwerfällt Dinge loszulassen, Dich aber zu viel Zeug belastet, solltest Du diesen Artikel lesen.

Ich kann zwar auch nicht in die Zukunft blicken und Dir garantieren, dass es niemals dazu kommen wird, dass Du Dir eine einmal ausgemistete Sache wieder zurückwünschen wirst.

Doch ich kann Dir einige Argumente nennen, die dafür sprechen, lieber heute als morgen Dinge loszulassen, die Du aktuell nicht mehr brauchst. Und ich kann Dir Kriterien nennen, Dir Dir bei der Entscheidung helfen können, von welchen überflüssigen Dingen Du Dich ohne Sorge trennen kannst.

Darum geht es auch im Kern beim Minimalismus: Herauszufinden, was Dir persönlich im Leben am wichtigsten ist und den Rest auf ein Minimum zu reduzieren, damit genug Zeit, Geld und Energie für das Wesentliche bleiben.

Wir können nicht alles aufheben

Auch wer kein Messie ist und krankhaft selbst an wertlosestem Zeug festhält, wird früher oder später mit der Frage konfrontiert, wie viel genug und wie viel zu viel ist.

Denn am laufenden Band erobern neue Dinge einen Platz in unserem Leben: Konsumartikel, Technik, Post, Geschenke, Informationen, Wünsche und Anforderungen unseres Umfelds und nicht zuletzt die eigenen Erwartungen an uns selbst.

Doch da sowohl unser Wohnraum wie auch unsere Leistungs- und Aufnahmefähigkeit und nicht zuletzt unsere Lebenszeit begrenzt sind, stehen wir alle irgendwann vor der Herausforderung, Grenzen zu definieren und zu lernen, Nein zu sagen.

Das Ausmisten von überflüssigen Gegenständen ist dabei die sichtbarste Notwendigkeit, wenn wir nicht zwischen Plunder und Gerümpel untergehen wollen.

Argumente für das Ausmisten

Lass mich einmal die Gründe aufzählen, warum es sinnvoll sein kann, Dinge auszumisten:

  • unser Stauraum ist begrenzt
  • unsere Interessen und Bedürfnisse ändern sich im Laufe der Zeit und damit die Dinge, die wir brauchen
  • es bringt emotionale Erleichterung, sich von (manchen) Dingen zu trennen
  • eine Wohnung mit weniger Gegenständen darin ist schneller sauber gemacht und leichter in Ordnung zu halten
  • was wir nicht mehr benutzen, kann einer anderen Person noch gute Dienste leisten
  • Du kannst Geld damit verdienen, ungenutzte Dinge auszumisten und zu verkaufen.

Im Prinzip lauter rationale Argumente, um sich dem Ausmisten mit Freude zu widmen – und trotzdem fällt es uns oft schwer, uns von Überflüssigem zu trennen. Loslassen hat eben viel mit Psychologie zu tun.

Argumente gegen das Ausmisten

Etwas hat viel Geld gekostet, ist noch so gut wie neu, war ein Geschenk von einem lieben Menschen, erinnert uns an eine verstorbene Person oder ein schönes Erlebnis – lauter nachvollziehbare Gründe, warum wir an Gegenständen festhalten obwohl wir sie nicht (mehr) nutzen.

Aber das Argument, das ich am häufigsten höre, wenn es ums Nicht-Ausmisten geht, und welches in meinen Augen auch am schwierigsten zu widerlegen ist lautet: Ich möchte etwas noch aufheben, weil ich es vielleicht irgendwann in Zukunft noch gebrauchen könnte.

Was kann man dagegen schon vorbringen?

Totschlagargument: Irgendwann noch gebrauchen?

Ich gebe zu: Der Gedanke, etwas zu behalten, weil man es in Zukunft vielleicht noch gebrauchen könnte, kann überzeugen – zumindest in einigen Fällen.

Es spricht viel dafür, nichts vorschnell und leichtsinnig wegzugeben, wenn man dafür einmal viel Geld ausgegeben hat, handwerklich geschickt ist oder in der Vergangenheit schon mindestens einmal froh war, etwas längst Vermisstes im Keller wiedergefunden zu haben.

Ersatzkabel für Fernseher, Computer und Handys, Farb- und Tapetenreste von der letzten Renovierung, Kleidungsstücke, die noch so gut wie neu sind.

Die Zukunft ist nun einmal ungewiss und wer kann ausschließen, dass man eines Tages etwas zwischenzeitlich Unbenutztes wieder gut gebrauchen kann? Zumal in Zeiten des Umbruchs dieses Anti-Ausmist-Argument deutlich schwerer wiegt als in unbeschwerten Zeiten.

Deshalb will ich Dir an dieser Stelle auch keinesfalls ausreden, bestimmte Dinge vorsichtshalber auf Vorrat aufzubewahren. Es kann durchaus sinnvoll sein, Dinge zu behalten, auch wenn Du sie gerade nicht brauchst. Das betrifft vor allem die Dinge,

  • an denen Du stark hängst,
  • die großen praktischen Nutzen haben können und
  • die schwer wieder zu beschaffen wären.

Was Du trotzdem ausmisten könntest

Gleichwohl möchte ich Dir die Unsicherheit beim Ausmisten nehmen und Hilfe bei der Entscheidung bieten, ob Du etwas aufheben sollst oder nicht.

Dabei geht es letztlich darum, eine Balance zwischen Deinem persönlichen Sicherheits- und Freiheitsbedürfnis zu finden. Aber auch Fragen der Wahrscheinlichkeit sowie der finanziellen und organisatorischen Mittel spielen hinein. Das führt dazu, dass wir unter Umständen auch Dinge, die wir in Zukunft noch gebrauchen könnten, guten Gewissens ausmisten dürfen.

Welche konkreten Kriterien für das Ausmisten des Noch-Brauchbaren gibt es also?

Ich habe 3 Tipps für Dich, wie Du mit den Dingen umgehen kannst, die bei Dir ungenutzt herumliegen, und bei denen Du unsicher bist, ob Du sie in Zukunft noch gebrauchen wirst oder nicht.

1. Nicht sofort ausmisten

Zunächst eine Bitte: Sortiere nicht Hals über Kopf alles aus.

Du tust Dir keinen Gefallen damit, Dich in einer einzigen großen Ausmistaktion von allem zu trennen, was Dir gerade nicht gefällt oder Du momentan nicht nutzt.

Auch wenn das Versprechen einer schnell von Überflüssigem befreiten Wohnung verführerisch ist, sind spontane Entrümpelungsaktionen eher nicht zu empfehlen.

Manche vorschnell aussortierten Gegenstände wirst Du Dir wahrscheinlich irgendwann doch wieder zurückwünschen. Mir geht es zumindest so bei einigen Kleidungsstücken.

2. Mit der Zeit erkennen, was Du nicht mehr brauchst

Anstatt das Thema Ausmisten zu überstürzen, solltest Du Dir dabei lieber etwas mehr Zeit lassen.

Minimalismus ist ein Prozess. Überlege Dir über mehrere Monate oder Jahreszeiten hinweg, welche Dinge Du immer wieder zur Hand nimmst, welche Du selten nutzt und welche Du nie brauchst. So kannst Du nach und nach besser entscheiden, was Du behalten und was Du ausmisten kannst.

Durch ein langsames, durchdachtes Vorgehen wirst Du Deine langfristigen Bedürfnisse kennenlernen und unerwünschte Ausmistreue von Anfang an vermeiden.

Beispielhaft habe ich dieses schrittweise Vorgehen in dem Artikel Sanfter Minimalismus im Kleiderschrank beschrieben.

3. Entscheidungshilfe

Zum Dritten wird Dir folgende Frage beim Ausmisten von Dingen helfen, welche man theoretisch noch gebrauchen kann:

Wie schnell und wie leicht könnte ich im Zweifel Ersatz dafür bekommen?

Anhand dieser Frage wirst Du leichter eine Entscheidung treffen können. Ganz praktisch indem Du einen Geldbetrag bzw. den Aufwand definierst, den Du bereit wärest aufzubringen, um Ersatz für einen ausgemisteten Gegenstand zu besorgen.

Ein bestimmtes Buch, das Du doch noch einmal lesen möchtest, lässt sich z.B. in der Regel für wenige Euro nachkaufen. Eine sperrige Maschine, die Du selten nutzt, könntest Du bei Bedarf beim Baumarkt mieten.

Als Daumenregel könntest Du z.B. festlegen: Alles jahrelang Ungenutzte bis zu einem Betrag von 10 Euro ist es nicht wert, weiter Platz in meiner Wohnung einzunehmen. Oder: Die Dinge, die ich im Zweifel mit wenig Aufwand in meinem Umfeld wieder organisieren kann, kann ich getrost ausmisten.

Das Geld für eine mögliche Wiederbeschaffung ist auch nicht aus dem Fenster geworfen, sondern durchaus gut angelegt. Denn im Gegenzug gewinnst Du nicht nur freien Platz und profitierst von den Vorteilen einer entrümpelten Wohnung, sondern baust auch Entscheidungsstärke für andere Lebensbereiche auf.

Was hält Dich davon ab Dinge auszumisten, die Du nicht mehr benutzt?
Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Kati

    Mir fällt es schwer, Spiel- und Bastelzeug, sowie Kinderbücher auszumisten. Wir haben 4 Kinder, inzwischen alle fast jugendlich. Wenn ich aussortiere, kommt alles, was kaputt ist, weg. Aber der Rest? Zum Beispiel habe ich gerade erst die Steckperlen und die Schablonen dafür aufgeräumt. Es sind noch sehr viele Perlen und mindestens 20 Schablonen. Ich werde alles nicht mehr in den Bastelschrank räumen, aber auf den Dachboden vom Nebengebäude. Dort sammle ich diese Dinge und denke, dass ich vielleicht alles „noch gebrauchen“ kann, wenn wir Enkel haben. Und wenn nicht, könnte ich es ja dann weggeben. Wie es uns finanziell in einigen Jahren geht oder auch den Kindern, wissen wir ja nicht.
    Das ist mein Dilemma… 🫣 Die Gedanken, die mich vom Loslassen abhalten.
    Liebe Grüße,
    Kati

    1. Rebecca

      Liebe Kati,
      danke, dass Du Deine persönlichen Gedanken zum Ausmisten hier mit und teilst. Ich kann es sehr gut verstehen, dass Du die Spielsachen aufheben möchtest. Gerade an Kindersachen hängen ja viele schöne Erinnerungen, die man festhalten möchte, auch wenn oder besser weil die Kinder schon groß sind. Wenn Du genug Platz hast und die Sachen noch völlig in Ordnung sind, spricht auch prinzipiell nichts dagegen. Wenn Dich die Dinge aber sehr belasten, könntest Du Dir vornehmen, nach einer gewissen „Schonzeit“, z.B. einem Jahr, noch einmal auf den Dachboden zu gehen und dann neu zu entscheiden, ob Du etwas loslassen kannst oder nicht.
      Liebe Grüße
      Rebecca

  2. Mia

    Hallo Rebecca, vor ein paar Tagen habe ich deinen Blog entdeckt. Er gefällt mir richtig gut. Ich habe auch das Vereinfachen und das Minimieren für mich entdeckt, aber ich gehöre nicht zu den radikalen Minimalisten. Deine Tipps hier sind ausgewogen und überdacht. Ich freue mich dann schon auf die nächsten Tipps hier. Liebe Grüße Mia

    1. Rebecca

      Liebe Mia,
      schön dass Du hierher gefunden hast! Herzlich willkommen 😉 und danke für das Feedback!
      Liebe Grüße und bis bald
      Rebecca

  3. Flickflack

    Sehr gute Erfahrungen haben wir mit „zu verschenken“-Kisten gemacht die an den Gehweg vor das Haus gestellt werden. Man glaubt gar nicht, was andere Menschen noch brauchen und oft ist gleich die Kiste gleich mit weg 🙂

    1. Rebecca

      Lieber Flickflack,
      die Idee mit der Zu-Verschenken-Kiste ist auch sehr gut. Das funktioniert meiner Erfahrung nach v.a. in der Stadt sehr gut. Auf dem Land habe ich es dagegen noch nicht so häufig beobachtet.
      Liebe Grüße
      Rebecca

  4. Sibylle

    😀 Ich habe auch so eine Kiste – ein Bananenkarton, der wenn es sich mal ergibt, zur Aufbaugilde wandert. „Wenn es sich mal ergibt“ beinhaltet automatisch eine Bedenkzeit. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals wieder etwas aus der Kiste genommen habe, weil ich es doch noch brauche.

    1. Rebecca

      Liebe Sibylle,
      danke für Deinen Kommentar! Ich habe im Kleiderschrank auch immer eine Tasche stehen, in die ich aussortierte Kleidung legen kann. Manchmal hole ich tatsächlich etwas wieder zurück, aber in den meisten Fällen bleibe ich bei meiner ursprünglichen Entscheidung.
      Viele Grüße
      Rebecca

  5. Queen All

    Ich finde es irgendwie leichter, Dinge wegzugeben, wenn sie noch für jemand anderen einen Nutzen haben. Wegwerfen hingegen fällt mir schwer auch wenn heutzutage kaum noch jemand etwas geschenkt haben will. Am besten, man lässt gar nicht erst so viel in Haus.
    Wenn ich bei etwas nicht sicher war, ob ich es noch brauche, ist es erst mal in eine Kiste gewandert. Die Sachen lagern da, bis die Kiste voll ist und weggegeben wird. Dadurch hat man immer noch etwas Bedenkzeit. Und tatsächlich ist dann nichts mehr zurück gewandert.

    1. Rebecca

      Liebe Vanessa,
      Dinge für eine gewisse Zeit außer Sichtweite aufzubewahren ist auch ein guter Tipp. Danke Dir! Was man doch noch unbedingt wieder braucht, holt man sich einfach wieder zurück und für die (meisten) anderen Dinge findet man entweder einen Ersatz oder kann komplett auf sie verzichten.
      Liebe Grüße
      Rebecca

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