Technische Entwicklungen können unser Leben in vielerlei Hinsicht besser machen: Maschinen nehmen uns schwere Arbeiten ab, Haushaltsgeräte sparen uns Zeit, Internet und Smartphone erleichtern uns die Suche nach Informationen und das Pflegen von Kontakten.
Die Technik hat aber auch so ihre Tücken, die wir selten genauer betrachten: Im Falle eines Defekts rauben uns Geräte wie Computer , Drucker & Co viele Nerven, digitale Inhalte verführen dazu, mehr Zeit online zu verbringen als uns lieb ist und mit der Menge der erhobenen Daten steigt auch das Risiko ihres Missbrauchs.
Der technische Fortschritt bringt neben neuen Chancen immer auch neue Herausforderungen mit sich.
Unsere Fähigkeit zu einem bewussten, die tatsächlichen Risiken abwägenden Umgang mit Technik hinkt dem State of the Art leider traditionell ein wenig hinterher. Damit wir uns mit dem neuesten Gadget nicht dauerhafte (neue) Probleme ins Haus holen, ist es deshalb sinnvoll, die unerwünschten Nebeneffekte hin und wieder auszuleuchten und unser Nutzungsverhalten bei Bedarf zu korrigieren.
Mit diesem Artikel möchte ich Dich ermutigen, Deinen aktuellen Umgang mit einer Reihe von technischen Geräten aus minimalistischer Perspektive zu hinterfragen: Dient Dir die Technik noch – oder hält sie Dich stattdessen von Wichtigerem ab?
Ein minimalistischer Blick auf Technik
„Minimalism Is The Intentional Promotion Of The Things We Most Value And The Removal Of Anything That Distracts Us From It.“
Joshua Becker
Minimalismus kann nach Joshua Becker definiert werden als das bewusste Fördern der Menschen und Dinge, die uns am wichtigsten sind, beim gleichzeitigen Loslassen von allem, was uns davon ablenkt.
Übertragen auf den Gebrauch von Technik würde eine minimalistischen Einstellung etwa so lauten: Ich nutze den technischen Fortschritt, wenn und solange er mich beim Verfolgen meiner Werte und Ziele unterstützt. Sofern ich erkenne, dass mich Technik von dem Wichtigen in meinem Leben abhält, verzichte ich gerne auf den überflüssigen Schrott.
Genug der Definitionen. Machen wir technischen Minimalismus konkret und gehen wir ein paar Technik-Sparten im Hinblick auf ihren praktischen Nutzen durch.
Beobachte beim Lesen einmal, auf welcher Seite des Spektrums Du Dich die meiste Zeit befindest.
Elektrogeräte – Hilfreich oder Platzverschwendung?
Viele Elektrogeräte erleichtern uns die Hausarbeit. Wohl niemand möchte heute noch auf Waschmaschine, Staubsauger und Wasserkocher verzichten. Doch bei einigen anderen Elektrogeräten fällt die Antwort nicht so eindeutig aus.
Gerade bei den selten genutzten Geräten kann man sich ehrlich fragen, ob man sie wirklich braucht oder ob sie nicht nur teure Staubfänger sind. Ich denke z.B. an Küchengeräte wie Waffeleisen, Mixer oder Entsafter, die maximal einmal im Jahr zum Einsatz kommen.
In der Zwischenzeit nehmen sie wertvollen Platz auf der Arbeitsfläche oder in Vorratsschränken ein. Und das Verhältnis Preis-pro-Benutzung rechnet man besser nicht aus, wenn man sich nicht ärgern möchte.
Auch alle elektrischen Geräte, für die Du bereits einen (neueren) Ersatz hast, drohen in Schubladen, Boxen und Schränken zu ungenutztem Gerümpel zu verstauben.
Wie sieht es bei Dir etwa mit alten Kameras, Handys, Videorecordern oder Spielekonsolen aus? Sind sie wirklich noch den Platz wert, den sie einnehmen? Und ist Dein Spinning Bike tatsächlich noch mehr als ein Kleiderständer?
Unterhaltungsmedien – noch Unterhaltung oder schon Ablenkung?
Ich liebe Filme. Und früher konnte ich mir nicht vorstellen ohne einen Fernseher auszukommen. Doch die Umstellung auf das digitale Antennenfernsehen hat mir gezeigt, dass es geht – und zwar gut!
Seit das alte, nicht mehr empfangsfähige TV-Gerät im Keller steht, verzichte ich aufs Fernsehen. Um Filme zu schauen, nutze ich meinen Computer. Das hat mehrere Vorteile: Ich wähle mir bewusst Filme aus, die ich sehen möchte und schaue mir sie (ohne Werbung) von einer DVD oder per Stream an.
Der allergrößte Vorteil liegt aber darin, dass ich nicht mehr wahllos durch das Fernsehprogramm zappe und mich stundenlang von irgendetwas berieseln lasse. Anstatt freie Nachmittage und den Feierabend rein konsumierend vor dem Fernseher zu verbringen, wähle ich jetzt gezielter Beiträge aus, mit denen ich mich beschäftigen möchte.
Der Verzicht auf den Fernseher mag Dir vielleicht (wie mir damals) unmöglich vorkommen. Doch bedenke die Vor- und Nachteile.
Wenn Du Deinen Fernseher, Deine Streaming-Abos oder Deine Videospiele bislang bewusst dann einsetzt, wenn Du Unterhaltung suchst, ist das absolut in Ordnung.
Wenn Du aber feststellst, dass Dich das Fernsehen (oder YouTube oder sonst etwas) stundenlang ohne Mehrwert ablenkt und Deine Prokrastination fördert, solltest Du Dein Konsumverhalten von Technik einmal kritisch hinterfragen.
Smartphone – intelligente Assistenz oder Suchtmittel?
Wohl niemand muss mehr vom positiven Nutzen eines Smartphones überzeugt werden: Mit ihm können wir von unterwegs Informationen recherchieren, es hilft uns, immer den richtigen Weg zu finden und ermöglicht uns auch auf Distanz in Verbindung mit wichtigen Menschen zu bleiben.
Inzwischen hat das Smartphone viele andere Geräte ersetzt, z.B. Navigationssysteme, Kameras und Musikplayer. Klug eingesetzt können wir mit ihm unser Leben und unsere Termine heute leicht und flexibel organisieren.
Aber ist es sinnvoll, jederzeit erreichbar zu sein? Lenkt Dich Dein Smartphone von Gesprächen mit Deiner Familie und Deinen Freunden ab? Bist Du Herr Deines Handys oder bestimmen immer häufiger Signale und unbewusste Muster, wann und wie oft Du Deine Nachrichten checkst?
Wenn Du den Eindruck hast, dass Du die Zeit am Smartphone nicht mehr selbst kontrollierst, solltest Du etwas ändern. In einem früheren Artikel habe ich beschrieben, wie Du Deine Screen Time wieder in den Griff bekommst.
Datenerhebung – Erkenntnisgewinn oder Zeiträuber?
Die Digitalisierung macht viele Vorgänge nicht nur effizienter. Sie beschert uns auch eine Masse an Daten, die – richtig aufbereitet – wertvolle Einsichten in komplexe Zusammenhänge liefern.
Gleichzeitig müssen wir uns auf immer mehr Feldern der Herausforderung stellen, nicht in der Datenflut unterzugehen und das jeweils Relevante im Augen zu behalten.
Nicht jede Information ist sinnvoll:
- für langfristige Geldanlagen bringt es nichts, jeden Tag die Börsendaten und die Portfolioentwicklung zu verfolgen
- um internationale Konflikte grundlegend zu verstehen, ist es kontraproduktiv stündlich die Nachrichten zu lesen
- man kann nicht automatisch von Einzelfällen auf allgemeine Zusammenhänge schließen
- nicht jede Besuchsstatistik auf Deinem Blog ist aussagekräftig.
Zu viele Daten trüben den Blick auf das Wichtige.
Noch fataler ist es, wenn wir glauben, wie würden die relevanten Daten kennen, tatsächlich sind die Zahlen in Bezug auf unser Problem aber gar nicht aussagekräftig. Inzidenzwert oder Hospitalisierungsrate? Impfquote oder Krankheitsverlauf? Korrelation oder Kausalität?
Hinzu kommt: Historische, soziale, psychologische oder politische Zusammenhänge lassen sich nur selten allein mit quantitativen Methoden erheben.
Jede kleinteilige und standardisierte Datenerhebung und -auswertung ist deshalb mit gesunder Skepsis zu genießen. Achte v.a. darauf, dass Du das misst, was Du messen möchtest.
Technik – weder schwarz noch weiß
Fassen wir zusammen: Technik an sich ist zunächst einmal weder gut noch schlecht, sondern neutral. Es liegt an den Menschen, die sie einsetzen, welche Folgen dabei herauskommen. Viele technische Erfindungen waren ein Segen. Und doch gilt es immer zu beachten, dass auch die besten Intentionen beim Einsatz von Technik unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben können.
Es kommt auch vor, dass uns die Nutzung einer bestimmten Technik in der Vergangenheit sehr gute Dienste geleistet hat. Doch mit dem Wandel unserer Welt und der Zunahme unserer Erfahrungen müssen wir auch den jeweiligen Nutzen von Technik neu prüfen und im Zweifel korrigieren können. Nur so können wir sicher gehen, dass wir nicht ihr Sklave werden, sondern Technik stets zu unseren Gunsten einsetzen.
Der bewusste Einsatz von Technik ist kurz gesagt ein Abwägungsprozess: Bin ich der Meinung, dass der erforderliche Bedarf an Ressourcen den daraus gewonnenen technischen Vorteil rechtfertigt? Bin ich bereit, die notwendige Menge an Geld, Zeit, Platz oder Energie zu investieren, um die gewünschte Wirkung zu erreichen?
Bewussterer Einsatz durch Technikfasten
Im Laufe der Zeit gewöhnt sich der Mensch an so gut wie alles. Auch das Verwenden von technischen Geräten läuft irgendwann wie automatisiert ab – selbst dann, wenn es nicht mehr sinnvoll ist.
Möchtest Du den persönlichen Nutzen, den Dir Technik bringt, jetzt einmal auf den Prüfstand zu stellen? Die Fastenzeit wäre eine gute Gelegenheit dafür. Nachdem Du rund 40 Tage auf etwas verzichtest hast, kannst Du gut beurteilen, ob Du etwas auch in Zukunft brauchst oder nicht.
Du könntest Dich in „Technikfasten“ üben und dafür zum Beispiel:
- selten genutzte elektronische Geräte übergangsweise in den Keller stellen
- Dein Streaming-Abo aussetzen
- Social Media-Apps von Deinem Smartphone vorübergehend deinstallieren
- die Zeit an Deinem Handy um 50 Prozent reduzieren oder ganz darauf verzichten.
Nach Ostern oder Ablauf Deiner selbst gesetzten Fastenkur kannst Du dann Bilanz ziehen und Dich fragen, wie es Dir mit weniger Technik ergangen ist, was Du wirklich vermisst hast und welche Geräte Du gerne wieder in Deinen Alltag integrieren würdest.
Die Chancen stehen übrigens gut, dass Du schon nach ein paar Tagen Abstinenz Social Media gar nicht mehr vermisst und in der ablenkungsfreien Zeit viele andere schöne Dinge erlebst. Wenn Du etwas kleiner starten möchtest, könnte deshalb das 3-Tage-ohne-Internet-Experiment von David Cain etwas für Dich sein.
Vielleicht tut Dir die Zeit ohne gut, vielleicht wirst Du die Technik aber auch gewaltig vermissen. Wie Deine Erfahrung auch sein wird: Nach der kurzen Auszeit wirst Du Deine Geräte garantiert wieder viel bewusster einschalten.
Ich würde mich freuen, von Deinen Erfahrungen in den Kommentaren zu lesen!
Meine Frage an Dich: Hast Du auch manchmal das Gefühl, die Technik hält Dich von Wichtigerem ab? Was tust Du dagegen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Zum Weiterlesen empfehle ich Dir besonders folgende Artikel:
- Digitaler Minimalismus – Warum jetzt die beste Zeit für Informationsfasten ist
- So bekommst Du Deine Screen Time in den Griff
- Deshalb solltest Du die Anzahl von Unterbrechungen kontrollieren
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„Wer nicht weiß, welchem Hafen er zusteuern soll,
Seneca
für den gibt es keinen günstigen Fahrtwind.“
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Ich stimme dir komplett zu. Auf der einen Seite kann die moderne Technik ein Segen sein (z.B. in der Medizin) auf der anderen Seite ein Fluch (Social Media). So sehr ich selber gerne Zeit mit Social Media verbringe, muss ich doch sagen, kann der Konsum schnell in eine Art Sucht umschwenken. Teilweise öffne ich Twitter wieder, 10 Sekunden nachdem ich die App geschlossen habe – und das völlig unterbewusst. Gesund ist das nicht mehr, ich weiß aber, dass es vielen Menschen genauso geht (vermutlich auch deswegen, weil die sozialen Netzwerke alles versuchen, um unsere Aufmerksamkeit zu binden). Bin aber bereits dabei, bewusster damit umzugehen. Vielen Dank für den informativen Post 🙂
Lieber Florian,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die ehrliche Einschätzung Deiner Social Media-Nutzung. Wenn man nicht höllisch aufpasst, verleiten einen die Programme tatsächlich dazu, sie alle paar Minuten (oder sogar Sekunden) zu öffnen. Wie soll man da noch zu etwas anderem kommen? Beste Sofortmaßnahme: App vom Mobiltelefon löschen! Denn auch wenn wir nicht jede Meinungsäußerung zur Kenntnis nehmen oder unseren Senf zu jeder Entwicklung dazugeben, geht das Leben weiter – vielleicht sogar ein wenig besser.
Herzliche Grüße alles Liebe
Rebecca