Minimalistische Vorratshaltung

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Minimalistische Vorratshaltung – ist das an sich nicht schon ein Widerspruch? Das frage ich mich in letzter Zeit immer häufiger.

Schließlich geht es beim Minimalismus doch darum, sich auf das Wesentliche zu besinnen und Überflüssiges zu vermeiden. Bei einer Vorratshaltung wiederum legt man bewusst mehr von den Dingen zurück, als in der Gegenwart zum Leben notwendig sind, um sich besser auf die Zukunft vorzubereiten.

Wer das Minimalismus-Prinzip verinnerlicht, konzentriert sich auf die Menschen, Handlungen und Dinge, die einem persönlich im aktuellen Lebensabschnitt am wichtigsten sind und löst sich von allem übrigen Ballast.

Intuitiv handelt es sich um zwei sich ausschließende Herangehensweisen. Bei der Vorratshaltung liegt der Fokus nicht auf dem Nutzen in der Gegenwart, sondern auf dem möglichen Konsum aufgrund von zu schätzenden Bedürfnissen in einer ungewissen Zukunft.

Aus dieser minimalistischen Sicht kann das Anlegen von Vorräten inneren Widerstand und viele Fragen hervorrufen (zumindest geht es mir so).

Sind Minimalisten also notorisch schlecht im Anlegen von Vorräten?
Wie viel Vorräte kann ein Minimalist aushalten?
Wie lassen sich die scheinbaren Widersprüche versöhnen?
Wie sähe eine minimalistische Vorratshaltung aus?

Frage aller Fragen: Was könnte ich noch gebrauchen?

In der Vergangenheit haben Minimalisten (mich eingeschlossen) dazu aufgerufen, auch die Dinge auszusortieren, die man nur deswegen aufhebt, weil man sie „vielleicht irgendwann noch einmal gebrauchen“ könnte.

Erstens, so die Argumentation, würden diese Dinge meistens sowieso nicht mehr gebraucht werden, und zweitens könnte der Platz, den diese Dinge unberührt einnehmen, doch viel besser genutzt werden.

Grundsätzlich würde ich dem auch immer noch zustimmen. Je weniger Ungenutztes wir behalten, desto mehr Zeit, Energie und Aufmerksamkeit für Wichtigeres gewinnen wir.

Doch die Zeiten wandeln sich auch. Und mit ihnen muss sich in meinen Augen auch unsere Vorstellung von praktischem Minimalismus ändern. Angesichts unsichererer Rahmenbedingungen ist es nämlich durchaus sinnvoll, sich im Alltag mit dem Anlegen bzw. Bewahren von Vorräten auseinanderzusetzen.

Vier Ideen, wie ein guter Kompromiss aussehen könnte – wie also eine vorausschauende Vorratshaltung gelingen kann, ohne dabei ganz auf die Vorteile des Minimalismus zu verzichten – entwickle ich in diesem Artikel.

Falls Du noch mehr Ideen für eine minimalistische Vorratshaltung hast, hinterlasse am Ende gerne einen Kommentar und teile Deine Meinung mit den anderen Lesern!

Minimalismus – nur etwas für gute Zeiten?

Nun arbeiten Minimalisten also jahrelang darauf hin, mit so wenig Ballast wie möglich durchs Leben zu kommen. Sämtliche Schränke wurden ausgemistet, Konsumgewohnheiten bis ins Detail überdacht und ungeliebte Verpflichtungen gestrichen.

Viele Menschen haben mit minimalistischen Methoden in den letzten Jahren ihre Prioritäten neu geordnet und dabei große Veränderungen in ihrem Leben angestoßen – mit meist positivem Effekt.

Doch zum Gesamtbild gehört auch gesagt: Dass wir heute leicht auf so vieles verzichten können, hat nicht nur mit bewussten Entscheidungen zu tun. Dahinter stand auch lange das Versprechen, zu allem, was man im Zweifel so brauchen könnte, relativ schnell und günstig (wieder) Zugang zu haben – sei es digital oder analog.

Diese Ausgangsbedingung scheint mehr und mehr zu wackeln. Wenn globale Lieferketten unterbrochen bleiben und mit ihnen Wartezeiten für Produkte länger und länger werden, sieht die Welt nicht nur für Minimalisten schon ganz anders aus.

Wer wird in Zukunft noch ohne zu Zögern ungenutzte Dinge aussortieren, wenn ein Ersatz nur mit Mühe oder vielleicht gar nicht mehr zu beschaffen sein wird?

Hinzu kommen die stark gestiegenen und weiter steigenden Produktpreise angesichts einer wild gewordenen staatlichen Ausgabenpolitik und der darauf folgenden Inflation. In Zeiten, in denen Produkte des täglichen Lebens bzw. regelmäßigen Bedarfs sich innerhalb weniger Monate um einen zwei- oder gar dreistelligen Prozentbereich verteuern, ist Vorratshaltung für uns alle ein Mittel des klugen Umgangs mit Geld.

Solange alles verfügbar und erschwinglich ist, ist Minimalismus leicht. Im Überfluss ist es im Grunde einfach zu verzichten. Doch selbst der radikalste Minimalist kann angesichts aktueller wirtschaftlicher Entwicklungen und Risikofaktoren das Anlegen von Vorräten nicht mehr grundsätzlich ablehnen.

In schwierigen Zeiten muss sich das Minimalismus-Mindset bewähren und den neuen Herausforderungen stellen. Nicht nur weniger ist mehr. Das richtige Maß ist am besten.

Wie könnte also eine minimalistische Vorratshaltung aussehen? Ich habe vier Ideen:

4 Ideen für eine minimalistische Vorratshaltung:

1. Nur bevorraten, was man braucht

Für das Anlegen von Vorräten sollte meiner Meinung zunächst nach dasselbe Prinzip weiter gelten, das sich schon beim täglichen Konsum aus Minimalismus-Perspektive bewährt hat – nämlich nur das zu bevorraten, was man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch irgendwann verbrauchen wird.

Minimalistische Vorratshaltung bedeutet insofern, zum Beispiel auf Nahrungsmittel bezogen, vorrangig von diejenigen Lebensmitteln einen Vorrat anzulegen, die man sich sowieso später kaufen und essen würde.

Die Finger lassen würde ich dagegen definitiv von Lebensmitteln, die mir heute gar nicht schmecken oder die ich nie selbst zubereiten würde. Auch wenn etwas noch so preiswert und gut haltbar ist, wäre ein Vorratseinkauf davon Verschwendung. Denn an meinem Geschmack wird sich wahrscheinlich auch in den nächsten 6 bis 12 Monaten nicht viel ändern.

Genauso würde ich bei Kosmetik, Medikamenten oder anderen Verbrauchsgütern darauf achten, dass ich nicht irgendetwas einlagere, sondern genau die Produkte, die ich jetzt schon nutze, die sich also für mich persönlich bewährt haben.

Durch diese minimalistische Herangehensweise an Vorräte vermeide ich schon beim Einkaufen, in Zukunft Produkte ungenutzt wegzuschmeißen, wenn ihr Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Schließlich sind auch die tollsten Sonderangebote rausgeworfenes Geld, wenn ich sie am Ende nicht verbrauche.

By the way: Einen Vorrat an Bargeld halte ich besonders für den Fall eines längeren Stromausfalls für sinnvoll.

2. Platz für Vorräte festlegen

Für eine minimalistische Vorratshaltung würde ich weiterhin darauf achten, den Raum, den die Vorräte einnehmen, bewusst zu begrenzen. Wenn man dabei nicht aufpasst, findet man sonst nämlich nie ein Ende und die Vorratshaltung ufert mit jedem neuen Einkauf weiter aus.

Wie viel Du bevorraten kannst, hängt natürlich vom verfügbaren Stauraum in Deiner Wohnung ab. Dem einen stehen mehr, dem anderen weniger Quadratmeter zur Verfügung. Unabhängig von der Dir verfügbaren Fläche schlage ich vor, einen klar bestimmten Bereich für die Vorräte zu bestimmen, z.B. einen Vorratsschrank oder ein Regal, und dabei zu bleiben.

Wie viele Vorräte Du anlegen möchtest, wird zudem von Deinen verfügbaren Finanzen und Deinem Sicherheitsbedürfnis abhängen. Es gibt offizielle Empfehlungen zur Mindestmenge an privaten Lebensmittelvorräten für Krisensituationen wie z.B. einem länger andauernden Blackout. Besonders auf einen ausreichenden Vorrat von Trinkwasser solltest Du achten.

Bezogen auf düstere Szenarien möchte ich aber direkt an ein anderes wichtiges Thema erinnern: Auch die größten Vorratslager werden Dich nicht ganz von möglicher Zukunftsangst befreien können. Statt viel zu viel zu horten, könntest Du besser daran arbeiten, Dein Vertrauen in Deine eigenen Fähigkeiten Schritt für Schritt zu festigen und ein soziales Netzwerk aufzubauen, um sich gegenseitig unterstützen zu können.

3. Dinge platzsparend lagern

Beim Verstauen der Vorräte empfehle ich Dir, ähnliche Dinge (z.B. Lebensmittel, Hygieneartikel, Drogerieprodukte, Medikamente) auch zusammen zu lagern bzw. in ordentlicher Form zu stapeln. Das ist nicht nur logisch und erleichtert bei Bedarf das Auffinden von einzelnen Dingen, sondern spart in der Regel auch am meisten Platz.

Stauraum lässt sich generell auf viele Arten effizienter nutzen und vergößer, z.B. indem Du auch die ganze Höhe von Räumen ausnutzt. Vielleicht lassen sich an einer bislang (fast) ungenutzten Wand noch ein Regal oder Regalbrett anbringen? Oder Du nutzt stapelbare Boxen und Kisten zur platzsparenden Lagerung von Vorräten.

Kleine Produkte lassen sich auch gut gemeinsam in einem Korb oder einer Schachtel sammeln. Entferne die Umverpackung, um zusätzlichen Raum zu gewinnen.

Weitere minimalistische Stauraum-Tipps für kleine Wohnungen habe ich diesem Artikel zusammengefasst.

4. Haltbarkeit beachten

Nicht zuletzt entscheidend für eine minimalistische Vorratshaltung ist es, das (Mindest-)Haltbarkeitsdatum der Vorräte nachzuverfolgen.

Gerade dann, wenn wir uns bei der Vorratshaltung auf das Wesentliche beschränken wollen, müssen wir die Haltbarkeit von Produkten immer gut im Blick behalten. Ansonsten geben wir nur Geld für (grundsätzlich nützliche) Dinge aus, die aus Nachlässigkeit oder Unübersichtlichkeit ungenutzt ablaufen, oder entdecken Lücken, erst dann, wenn wir etwas bräuchten.

Den Überblick behältst Du durch ein gutes Vorratssystem. Zum Beispiel, indem Du Deine Vorräte schon so einräumst, dass die besonders lange haltbaren Artikel hinten bzw. unten (im Schrank/Regal etc.) lagern und die kürzer haltbaren weiter oben bzw. vorne.

Darüber hinaus erleichtern auch Markierungen direkt auf der Verpackung (für die Monate/Jahre der Haltbarkeit) oder eine listenartige Übersicht mit allen Vorräten die spätere Nachverfolgung.

In jedem Fall ist es sinnvoll, sich in regelmäßigen Abständen, etwa einmal im Monat, seine Vorräte anzuschauen, um nichts zu vergessen, sie auch zu benutzen und bei Bedarf zu ersetzen.

Minimalistische Vorratshaltung ist deshalb nicht mit einem Streich abgeschlossen, sondern – so wie eine gesunde Ernährung oder geordnete Finanzen – eine fortlaufende Investition in unsere Zukunft.

Was meinst Du?

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Hanna

    Eine Zeit lang stand ich dieser Art von Vorräten und Lagerhaltung auch sehr kritisch gegenüber, aber in diesen Zeiten ist es mehr als sinnvoll. Gerade bei Lebensmitteln und Kosmetikprodukten – diese braucht man ja sowieso irgendwann auf. Ich würde Minimalismus hierbei mehr darin sehen, dass man bewusst die Dinge kauft, die man später brauchen wird und sie dann entweder teuer oder vielleicht auch nur noch schwer zu bekommen sind. Man muss natürlich schauen, dass man alles gut verstaut bekommt und einen die Dinge im Alltag nicht stören.

    Viele Grüße,
    Hanna

    1. Rebecca

      Liebe Hanna,
      danke für Deine Einschätzung. Du hast recht – wenn man Dinge sowieso irgendwann braucht, kann man sie auch gut jetzt kaufen, wenn sie noch etwas günstiger sind. Vorausgesetzt man hat genug Stauraum. Oder schafft sich diesen erst…
      Herzliche Grüße
      Rebecca

  2. Queen All

    Mit sinnvoller Vorratshaltung und dem Einkaufen größerer Mengen kann ich auch den Beschaffungsaufwand minimalisieren. Wenn man sich an deine Punkte hält, hat man ja nur Dinge im Haushalt, die man auch (ver-)braucht. Daran kann ich nichts Zweifelhaftes finden. Im Gegenteil, das Einsparen von Zeit und Energie, weil man nicht für jedes Päckchen Nudeln extra zum Supermarkt rennt/fährt, sehe ich als zweckmäßig und nachhaltig.

    1. Rebecca

      Liebe Vanessa,
      ein guter Hinweis! Danke Dir 🙂
      Viele Grüße
      Rebecca

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