Warum ich meinen Instagram-Account gelöscht habe

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Brauche ich einen Instagram-Account? Was verpasse ich, wenn ich dort nicht aktiv bin? Ist ein soziales Leben ohne Instagram überhaupt noch möglich?

Wochenlang habe ich hin- und herüberlegt. Jetzt habe ich meinen Instagram-Account gelöscht.

Wie ich zu dieser Entscheidung kam, wie es mir jetzt damit geht und 3 Kriterien, die Dir zeigen, ob auch Du Dein Instagram-Profil löschen solltest, liest Du in diesem Artikel.

Sonnen- und Schattenseiten sozialer Netzwerke

Ich gebe es gleich zu: Ein großer Fan des Foto-Netzwerks Instagram war ich noch nie. Ich hadere aber auch grundsätzlich mit sozialen Netzwerken.

Seit den Zeiten von StudiVZ bin ich im Zwiespalt: Ich sehe die schillernden und praktischen Seiten von Social Media: Jede Menge Inspiration und das leichte Kontakthalten mit Bekannten und Freunden, die weit entfernt wohnen, sowie das Teilhaben an den Ideen von Menschen, die ich zwar nicht persönlich kenne, deren Lebenseinstellung oder Leidenschaft ich aber teile.

Doch wo viel Licht ist, ist bekanntlich mindestens genauso viel Schatten: Die Technik dient uns leider nicht immer, sondern kann uns von Wichtigerem abhalten. Ein entscheidender Nachteil von Instagram besteht in meinen Augen darin, sich mehr oder weniger automatisch mit anderen Menschen anhand von recht oberflächlichen Kriterien wie Followerzahl, Likes oder der exotischsten Urlaubsdestination zu vergleichen.

Fragt sich eigentlich sonst noch jemand, wie viel Zeit wir damit vergeuden, uns die künstlich geschaffenen Oberflächen von anderen Menschen anzuschauen? Was könnten wir in dieser Zeit nicht Besseres für uns, unsere Ziele oder unsere Mitmenschen tun!

Und wie viele Informationen können wir eigentlich noch verarbeiten?

Theoretisch sprechen die Argumente für mich schon lange dagegen. Doch obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste, habe ich einige Monate lang einen Instagram-Account für diesen Blog geführt.

Warum? Nun, ich wollte die Chance nicht verpassen, über die Plattform noch mehr Leser zu erreichen. Klassische FOMO.

Hat es sich gelohnt? Naja. Wahrscheinlich war ich zu kurz dabei, um erfolgreich zu sein. Aber ich war doch lange genug dabei, um meinen inneren Zwiespalt endgültig zu entscheiden.

Was soll ich nur posten?

Hinter jedem Instagram-Post steckt jede Menge Arbeit – und damit Lebenszeit. Die sollte man nicht unterschätzen, wenn man das Netzwerk aktiv nutzt.

Die Zeit, die Menschen täglich auf Instagram verbringen, steigt seit Jahren. Bei mir hielt sich die Nutzungsdauer zum Glück noch in engen Grenzen.

Hatte ich ein Blogartikel veröffentlicht, habe ich anschließend einen Instagram-Post erstellt. Anschließend kostete es noch Zeit, die Reaktionen zu verfolgen und auf Kommentare oder Anfragen zu reagieren. Immer wieder wurde ich dafür aus anderen Tätigkeiten gerissen.

Zusätzlich fühlte ich mich verpflichtet, mich zumindest minimal über die Aktivitäten anderer Blogger zu informieren, ihre Beiträge zu liken oder zu kommentieren.

Und obwohl ich dieses (schlichte) Instagram-Konzept verfolgte, habe ich mich doch jedes Mal gefragt: Was soll ich nur posten?

Als ich noch auf Pilgerschaft auf dem Jakobsweg ging, war das einfacher. Die Reise war der eigentliche Startpunkt meiner Instagram-„Karriere“. Auf dem Jakobsweg gab es jeden Tag unzählige Fotomotive, die ich veröffentlichen konnte. Es hat mir viel Spaß gemacht, die wechselnde Landschaften und Sehenswürdigkeiten zu fotografieren und meine Follower ein Stück weit an meiner Reise teilhaben lassen.

Aber schon kurz nach der Reise hatte ich ein zentrales Problem: Welche Fotos soll ich nur bei Instagram veröffentlichen? Mein Blog lebt schließlich von den geschriebenen Texten. Instagram dagegen ist ein visuelles Netzwerk.

Ein Stockfoto zusammen mit der Artikelüberschrift oder einem Zitat daraus für Instagram zu nutzen, ist auf Dauer ziemlich langweilig, finde ich. Den hohen Ansprüchen heutiger, videoaffiner Instagram-Nutzer kann man damit nicht wirklich gerecht werden.

So wie es war, war es jedenfalls für mich und wahrscheinlich auch meine Follower unbefriedigend. Etwas musste sich etwas ändern.

Ich hatte die Wahl: Entweder ein neues Konzept verfolgen und noch mehr Energie in meinen Instagram-Account investieren oder einen Schlussstrich ziehen und den Kanal ganz aufgeben.

Also habe ich meinen Instagram-Account gelöscht.

Sollst Du Deinen Instagram-Account löschen? 3 Kriterien, die Dir die Entscheidung erleichtern

Weniger ist mehr. Das trifft auch auf die Nutzung sozialer Netzwerke zu.

Ob Instagram (oder jedes andere soziale Netzwerk) Dein Leben bereichert oder nicht, kann ich nicht pauschal beurteilen. Deine individuellen Vorlieben und Bedürfnisse spielen dabei eine Rolle.

Doch es gibt ein paar gute Kriterien, die Dir helfen, den Nutzen klarer zu beurteilen:

Aus minimalistischer Sicht ist es dann sinnvoll soziale Netzwerke zu pflegen,

  • wenn Dir die dortigen Kontakte wichtig sind,
  • die Nutzung Dir Spaß macht
  • und/oder das Netzwerk Dir in irgendeiner Weise weiterhilft.

Für mich hat keines der Kriterien mehr zugetroffen. Deshalb habe ich meinen Instagram-Account gelöscht. Wie sieht es bei Dir aus?

Schauen wir uns dazu die Selektionskriterien genauer an:

1. Pflege von Netzwerken

Auf Instagram gab es einerseits Kontakte, die mir persönlich wichtig waren, darunter einige Leser meines Blogs und andere Blogger. Andererseits hatte ich bis zuletzt den Eindruck, dass der Austausch in dem Netzwerk eher anonym-distanziert blieb und wenige persönliche Interaktionen zustande kamen.

Da ich den Instagram-Account gelöscht habe, habe ich jetzt zwar die direkte Kontaktmöglichkeit zu einigen Personen aufgegeben. Allerdings bin ich der Meinung, dass man sich auch außerhalb von Instagram mit Gleichgesinnten gut vernetzen kann. Vielleicht sogar nachhaltiger. Und wer die Inhalte dieses Blog sucht, findet sie auch auf anderen Wegen, z.B. über Suchmaschinen oder meinen Newsletter.

2. Spaß oder Pflicht?

Nach meiner Pilgerreise kam mir die Pflege meines Instagram-Accounts immer mehr wie eine leidige Pflichtaufgabe vor. Kaum hatte ich einen Blogartikel veröffentlicht, fühlte ich mich unter Druck gesetzt, den Inhalt möglichst schnell auch noch bei Instagram zu teilen.

Eher lieblos habe ich dann meine Posts veröffentlicht. Aus Spaß war inzwischen lästige Pflicht geworden.

Ich bin sicher: Wenn die Freude an etwas schwindet, ist das ein Indiz dafür, dass man nicht mehr auf dem richtigen Weg unterwegs ist. Inzwischen weiß ich, dass es mehr Freude bringt, wenige Netzwerke und Kontakte besonders sorgfältig zu pflegen, als (zu) viele oberflächlich und unbewusst.

3. Persönlicher Mehrwert

Dass ich meinen Instagram-Account gelöscht habe, hatte schließlich auch damit zu tun, dass ich keinen besonderen Mehrwert mehr durch die Nutzung des Netzwerks sah.

Falls Dir ein soziales Netzwerk dabei hilft, Probleme zu lösen, Neues zu lernen oder mit Dir wichtigen Menschen in Kontakt zu bleiben, dann nutze es genau dafür! Achte allerdings darauf, dass die Vorteile die Nachteile jeweils überbieten.

Bin ich unsichtbar?

Ist man ohne Instagram heutzutage nicht so gut wie unsichtbar? Zwei Milliarden Instagram-Nutzer würden diese Frage wahrscheinlich bejahen.

Mag sein, dass ich ohne Account einige Personen nicht (mehr) erreiche. Doch selbst wenn: Nur weil es dazu keinen eigenen Instagram-Kanal gibt, heißt das nicht, dass Du nicht etwas Wichtiges leisten würdest! Joshua Becker hat dazu einen lesenswerten (englischen) Blogartikel geschrieben: „Du musst nicht in den sozialen Medien sein, um in der Welt einen Unterschied zu machen“.

Wahrscheinlich ist sogar das genaue Gegenteil der Fall. Denke nur mal an erfolgreiche Autoren wie George R.R. Martin. Glaubst Du, er hätte die Zeit zum Schreiben von Game of Thrones gefunden, wenn er ständig seinen Status aktualisiert hätte?

Was wird wohl am Ende mehr Wert für andere Menschen bringen und länger überdauern: Ein Instagram-Post oder ein Buch? Und das bezieht sich nicht nur aufs Schreiben! Die wichtigsten Dinge entstehen in Stille.

Instagram-Account gelöscht – und dann?

Direkt nachdem ich meinen Instagram-Account gelöscht hatte, war ich unglaublich erleichtert. Und auch jetzt, einige Wochen später, vermisse ich überhaupt nichts. Im Gegenteil: Ich freue mich über die Zeit, die ich gewonnen habe und die ich jetzt für wichtigere Aktivitäten nutzen kann.

Mit der Zeit habe ich gelernt, die Angst, etwas zu verpassen, loszulassen und mich vielmehr darüber zu freuen, nicht bei allem mitmachen zu müssen.

Ich schließe die Nutzung sozialer Netzwerke nicht kategorisch aus. Ich finde nur, jeder von uns sollte einen verantwortungsvollen Umgang mit ihnen lernen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, sich mit allen Aspekten sozialer Netzwerke kritisch auseinanderzusetzen, etwa auch dem Datenschutz, ihrer Wirkung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie unser psychisches Wohlbefinden.

Es gibt nach wie vor soziale Plattformen, die ich nutze. Aber ich überdenke laufend mein Nutzungsverhalten auf ihnen. Für den Monat November habe ich mir z.B. vorgenommen, kein Twitter zu nutzen. Die Zeit, die dadurch frei wird, möchte ich in ein Schreibprojekt rund um den NaNoWriMo investieren.

Falls Du mehr über die Wirkung von Instagram erfahren möchtest, empfehle ich Dir die TV-Dokumentation „Instagram – Das toxische Netzwerk“ (2022) von ARTE (aktuell leider nicht mehr in der Mediathek verfügbar).

Den Tipp für die Doku habe ich von der Bloggerkollegin Julia von einfachfreileben bekommen. Sie hatte ein paar Tage vor mir ihren Instagram-Account gelöscht und das war für mich das letzte Argument, dass ich gebraucht hatte, um eine Entscheidung zu treffen.

Die Vernetzung mit Julia verlief übrigens per E-Mail.

Auf welches soziale Netzwerk könntest Du am ehesten verzichten?
Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Valerie

    Liebe Rebecca,

    es ist so interessant zu sehen, dass so viele darüber nachdenken, ob das mit diesem Social Media noch was bringt und man das überhaupt braucht. Ich gehöre auch dazu. Bereits im Dezember 2021 habe ich meine Facebook-Seite gelöscht und alle Apps zu allen Netzwerken vom Smartphone verbannt. Ich hielt den Umgangston dort einfach nicht mehr aus. Ähnlich geht es mir im Moment mit meinem Lieblingsnetzwerk Twitter, aber Mastodon ist keine richtige Alternative für mich, weil ich es nicht kapiere. Und Instagram finde ich im Moment noch am Angenehmsten. Ich kann dich also voll verstehen, denn ich habe grundsätzlich ähnliche Gedanken.

    Viel schöner als Social Media ist doch die Unterhaltung unter Blogartikeln wie diesen. Das versendet sich nicht und alle die danach folgen, können alles chronologisch nachvollziehen. Deshalb habe ich sowieso von Anfang an viel Zeit und Leidenschaft in Suchmaschinenoptimierung gesteckt. Trotz Themenwechsel auf meinem Blog werde ich gut gefunden und ranke noch auf Google & Co.

    Wer weiß, vielleicht belebt sich die Blogsphäre wieder und wir kommentieren wieder mehr. Das würde ich mir wünschen. Dabei helfen auch immer Blogparaden.

    Ich wünsche dir ein gesundes neues Jahr und das deine Pläne in Erfüllung gehen.

    Grüße
    Valerie

    1. Rebecca

      Liebe Valerie,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Auf Deinem Blog schreibst Du ja aktuell so treffend „Blogs sind ein Gegengewicht zu Social Media und müssen es auch sein!“. Diese Perspektive gefällt mir. Gerade in diesen Zeiten können wir auf Blogs ein gutes Beispiel für Meinungsvielfalt und faire Debattenkultur abgeben. Blogparaden, wie z. B. die zur Frage „Wie wollen wir leben?“ vom Blog einfach frei leben belegen das aktuell.
      Herzliche Grüße und auch Dir ein glückliches und gesundes Jahr 2023!
      Rebecca

  2. Liebe Rebecca,

    interessant, ich habe tatsächlich die Tage ähnliche Gedanken gehabt! Ich habe Instagram eine Zeitlang sehr intensiv mit und für meinen Fotoaccount genutzt und hier in Berlin gab es eine tolle Instagram-Foto-Community, die sich auch offline getroffen hat, aber mit der Corona-Pandemie ging mir dann irgendwie der Spass verloren und die persönlichen Treffen gingen dann ja eine ganze Weile auch nicht mehr. Für meinen Blog Coasting to FIRE habe ich zwar auch einen Instagram-Account, aber bin gerade an dem gleichen Punkt wie du, nämlich mich zu fragen, ob Aufwand und Nutzen in einem Verhältnis stehen. Die meisten, denen ich bei Insta folge sind auch bei Facebook und dort informiere ich mich hauptsächlich. Ich habe meinen Insta-Account nun noch nicht gelöscht, aber ich werde mich erstmal auf meine Facebook-Seite konzentrieren. Da gefällt mir auch besser, dass man auch Linkpostings machen kann, das ist bei Insta ja eher etwas umständlich…

    1. Rebecca

      Liebe Nadine,
      danke für’s Teilen Deiner Erfahrungen mit Instagram! Einen Account erstmal eine Weile ruhen zu lassen ist auch ein guter Tipp, um zu testen, ob man auch ohne ihn auskommen kann. Und wenn Du sowieso eine gute Alternative hast, lohnt sich der doppelte Aufwand wahrscheinlich wirklich nicht.
      Als Plattform zum Verlinken von Blogartikeln nutze ich übrigens gerne Pinterest. Die Beiträge dort haben eine viel längere Haltbarkeit als bei Instagram und über die Suchfunktion finden meine Beiträge auch denjenigen, die meinen Blog noch nicht kennen.
      Herzliche Grüße
      Rebecca

  3. Arne

    Kann ich verstehen, wir haben für unseren Blog auch nur einen Instagram-Account um ebenfalls Bilder von unseren eigentlichen Wanderungen zu posten – alles andere wäre zu viel. Verfolgen aber auch keinen großen finanziellen Ziele .-)

    1. Rebecca

      Lieber Arne,
      danke für Dein Feedback. Dadurch bin ich auch auf Euren wunderbaren Blog übers Pilgern auf dem Jakobsweg durch Deutschland aufmerksam geworden. Besonders spannend finde ich, dass Ihr direkt vor der Haustür gestartet seid. Das würde ich auch gerne einmal tun. Die Route ab Münster kann ich ja schon bei Euch nachlesen 🙂
      Herzliche Grüße und stets Buen Camino!
      Rebecca

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