Wofür ich dem Jahr 2020 dankbar bin

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Dankbarkeit ist einfach, wenn alles nach unseren Vorstellungen verläuft. Dankbar für das zu sein, was wir nicht wollten, eine Herausforderung.

Wer hätte vor 12 Monaten gedacht, dass es heuer plötzlich unmöglich sein sollte, mit den Kollegen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, die Geschenke am Tag vor Heiligabend zu kaufen und anschließend noch ein Stück Christstollen in einem überfüllten Café zu genießen?

Die Corona-Pandemie rüttelt nicht nur unseren Alltag durcheinander. Sie verlangt von uns auch jede Menge Rücksicht, Vorsicht und Weitsicht. Wir verzichten auf Freiheiten, machen uns Sorgen und könnten vor Ungewissheit schier verzweifeln.

„Nicht die Glücklichen sind dankbar.
Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“

Francis Bacon

2020 galt es, neue Antworten auf berufliche und private Fragen zu finden. Zum einen Teil fanden wir sie in mehr Süßigkeiten, Alkohol, Ablenkung und Online-Shopping. Zum anderen Teil hat uns die Not erfinderisch gemacht und Veränderungen angestoßen. Altes wurde in Frage gestellt, umgeworfen und Neues ausprobiert.

Ohne Tod, Krankheit und sozial-ökonomische Schäden verharmlosen zu wollen, könnte man fragen, ob wir vielleicht in den letzten Monaten auch etwas gewonnen haben. Schlechte Nachrichten haben wir genug gehört. Lässt sich sogar so etwas wie Dankbarkeit inmitten einer Pandemie finden?

Ich bin einmal auf die Suche gegangen und habe nach den (zugegeben subjektiven) positiven Seiten des Jahres 2020 gesucht:

Wofür ich 2020 dankbar bin

1. Mehr Rücksicht füreinander

Mir fallen kleine Veränderungen in unserem Umgang miteinander auf: wurde man früher schon Mal bei Gedränge und Hektik angerempelt, lassen wir unseren Mitmenschen heute mehr Raum – wenn auch erzwungenermaßen.

Man wartet, bis jemand seinen Einkaufswagen nach dem Bezahlen eingeräumt hat, in den Zug eingestiegen ist oder sich die Hände desinfiziert hat. Gegenüber hilfsbedürftigen Nachbarn sind wir aufmerksamer, für Risikogruppen sensibilisiert und Alltagsheld ist eine neue Wortschöpfung.

2. Mehr Zeit für das Wichtige

Weniger Unterhaltungsangebote sorgen für eine Entschleunigung unserer Freizeit. Haben wir früher jede freie Minute genutzt, um etwas zu unternehmen, wurden wir in diesem Jahr mit den Grenzen der äußeren Abwechslung konfrontiert. Kein Kino, kein Städtetrip, kein Weinfest.

Im Beruf wurden Meetings auf ein notwendiges Maß reduziert, überflüssige Termine ersatzlos gestrichen und Videokonferenzen etabliert. Zusammen mit dem Ausbau von Homeoffice-Lösungen konnten dadurch dienstliche Fahrten deutlich verringert werden.

Beruflich und privat – im Verlauf der Krise wurden unsere Kalender immer leerer. Ein guter Ausgangspunkt, um die Dinge zu tun, die wir uns schon lange vorgenommen hatten, aber für die wir früher nie Zeit hatten.

3. Freude an den kleinen Dingen

In die eigenen vier Wänden verbannt, hatten wir Gelegenheit, den langen Roman zu lesen, den dreistündigen Spielfilm ohne Unterbrechung anzusehen oder zwischendurch eine Runde zu schlafen.

Ich habe die einfachen Dinge schätzen gelernt: eine Umarmung, den Cappuccino im Sitzen trinken, Sportunterricht.

Das Highlight des Tages: ein Spaziergang bei Sonnenschein. Die beste Nachricht: eine volle Palette mit Toilettenpapier.

4. Bewussterer Konsum

Wenn Bummeln und Ausgehen als Zeitvertreib entfällt, konsumiert man weniger. Es sei denn natürlich, man bestellt mehr online. Ich habe mich gefragt: Wofür brauche ich eigentlich das 5. Paar Stiefeletten und den 7. Blazer, wenn ich die meiste Zeit zu Hause sitze?

Meine Lebensmitteleinkäufe plane ich inzwischen langfristiger und ich koche fast jeden Tag selbst. 2020 wird mir zudem die Bedeutung von Restaurants, Cafés und Einzelhändlern vor Ort für die tägliche Versorgung und attraktive, lebendige Innenstädte bewusst.

5. Achtsamere Kontakte

Was vermisst man im Homeoffice am meisten? Den persönlichen Austausch mit den Kollegen!

Was sonst vielleicht als Unterbrechung galt, muss inzwischen geplant werden: die digitale Kaffeepause mit den Teamkollegen, der Anruf bei Freunden, der Spaziergang mit der Freundin. Sehen wir das Gute an den bewusst hergestellten Sozialkontakten: wie können besser entscheiden, mit wem wir den Kontakt pflegen – je nachdem ob er uns gut tut oder nicht.

6. Zu Hause ist es auch schön

Was passiert, wenn man sich lange genug daheim aufhält? Man beginnt, sein Zuhause in Ordnung zu bringen und es sich gemütlich zu machen.

Die Gelegenheit ist günstig den Kleiderschrank auszumisten, Papiere zu sortieren und lange liegen Gebliebenes in Ordnung zu bringen. Ich z. B. habe nach Monaten endlich Vorhangstangen in zwei Räumen angebracht und mehrere Bilder aufgehängt.

7. Meine Pläne sind nur meine Pläne

Manchmal müssen wir die schönsten Pläne über Bord werfen, wenn Unerwartetes passiert. Doch auch dabei kann etwas Positives herauskommen. Vielleicht entdeckst Du etwas Neues, das Du zuvor gar nicht gesehen hast. Vielleicht liegt das Gute gar nicht fern.

In diesem Jahr wollte ich auf dem Jakobsweg durch Spanien pilgern. Als die Landesgrenzen geschlossen und Spanien zum Risikogebiet erklärt wurde, habe ich irgendwann eine Wanderalternative in Deutschland gesucht und im Hermannsweg auch gefunden.

Wie interpretierst Du dieses Jahr?

Eine „Krise“ ist im ursprünglichen Wortsinn ein Moment der Entscheidung. Das Blatt kann sich sowohl positiv als auch negativ wenden. Es liegt an unserer Interpretation der Situation, ob wir in der Krise nur Risiken oder auch Chancen sehen.

Egal ob Pandemie, Naturkatastrophe oder Schicksalsschlag: es ist besser, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wir beeinflussen können. Nicht was um uns herum passiert, sondern wie wir darauf reagieren, ist entscheidend.

Sosehr wir uns auch wünschen, alles wäre wieder wie vorher. Die Pandemie hat bereits unser Umfeld, unsere Wahrnehmung und unser Handeln verändert.

Deuten wir die Krisen, die wir erleben, als Lehrstunden. Zum Beispiel als Gelegenheit, sich in Rücksicht, Fokus, Geduld, Achtsamkeit, Kreativität oder Demut zu üben. Und Dankbarkeit. Dankbar dafür, dass wir erkennen, dass das Selbstverständliche alles andere als selbstverständlich ist.

Meine Frage an Dich: Wofür bist Du dem Jahr 2020 dankbar? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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