Einfach Deinen Alltag entschleunigen (6 Ideen)

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Hast Du auch das Gefühl, die Zeit vergehe immer schneller?

Dass die Wochen und Monate nur so an uns vorbeifliegen liegt auch daran, dass wir mitunter selbst ganz ordentlich aufs Gaspedal treten.

Warum wir das tun und mit welchen Methoden Du diesem Trend entgegenwirken und Deinen Alltag wieder etwas entschleunigen kannst, beschreibe ich in diesem Beitrag.

Warum wird unser Alltag immer schneller?

Wir leben in einer beschleunigten Gesellschaft. Viele Erfindungen erlauben uns, etwas schneller zu tun als zuvor: Reisen mit dem Flugzeug statt Bus und Bahn, Informationen hoch- und herunterladen statt sie per Post auszutauschen, Einkaufen per Mausklick statt im benachbarten Laden. Für viele Aktivitäten benötigen wir heute sogar nur noch Sekunden.

Gleichzeitig erleben wir das paradox anmutende Gefühl, trotz der Beschleunigungen immer weniger Zeit zu haben. Selbst in unserer Freizeit empfinden wir Stress. Wie kann das sein?

Die Beschleunigung unseres Alltags hat viele Gründe. Zu den wichtigsten zählen:

1. Die Beschleunigung bringt neue Aufgaben mit sich

E-Mail-Programme öffnen das Tor für Spam, Phishing und Trojaner. Geräte mit Internetverbindung erfordern Software. und Sicherheitsupdates. Flugreisen verlangen Sicherheitschecks. Kleine Defekte an der Autoelektronik ziehen einen Werkstattbesuch nach sich. Arbeiten im Home-Office setzt detaillierte Abstimmungen mit den Kollegen voraus.

Insofern gewinnen wir durch die allgemeine Beschleunigung nicht nur Zeit. Auch neue Aufgaben erwachsen aus ihr, die uns wiederum Zeit „kosten“. Der Autor Rolf Dobelli nennt dieses Phänomen „Antiproduktivität“.

2. Je größer die Zahl der Optionen, desto mehr Zeit benötiget die Entscheidungsfindung

Wie lange hast Du recherchiert, bevor Du Deine letzte mittelgroße Anschaffung gemacht hast?

Egal ob Mikrowelle oder Wanderschuh – eine Entscheidung wird schwieriger, je mehr Auswahloptionen wir haben. Das breite Online-Angebot, die Vielzahl der Kundenbewertungen und widersprüchliche Testberichte machen uns das Treffen einer Wahl bleischwer.

Ab 7 Optionen sinkt sogar die Zufriedenheit mit unserer Entscheidung, ganz egal wie sie ausfällt. Im schlimmsten Fall treffen wir aber gar keine Entscheidung.

3. Mit der Auswahl steigen auch unsere Ansprüche

Viele Neuerungen versprechen mehr Komfort, mehr Erfolg, mehr Status. Unsere Instagram-Parallelwelt hält uns täglich vor Augen, was wir alles machen könnten und wie schön alles sein kann.

Wir nehmen die verlockenden Versprechen zu wörtlich und wollen infolgedessen immer mehr erledigen, mehr konsumieren, mehr erleben. Unsere Bucket List ist voll bis zum Rand. FOMO. Die Zeit, die wir haben, gilt es maximal auszureizen. YOLO.

Am Ende hat unser Tag nicht genug Stunden, um alle unsere Wünsche zu erfüllen.

4. Wir füllen unser Leben mit unwichtigen Dingen

Wir füllen unsere Wohnungen mit Gegenständen, die wir nicht brauchen, unsere Kalender mit Terminen, die uns nicht weiterhelfen, gehen Verpflichtungen ein, die wir nicht wollen. Vom Falschen zu viel. Zu wenig vom Richtigen.

„Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.“

Seneca

Stoiker und Minimalisten haben das erkannt.

Hinzu kommt, dass wir uns ständig unterbrechen lassen. Neue Nachricht, neuer Like, neuer Kommentar. Ohne Pause. Aufgrund der ununterbrochenen Ablenkungen wissen gar nicht mehr, was wirklich wichtig ist.

Nur Erste-Welt-Probleme? Ja. Die Wahl zu haben und frei entscheiden zu können ist ein Privileg, um das man uns vielleicht beneidet.

Wie schwer die unendlichen Entscheidungen auf uns lasten und welche Auswirkungen sie haben können, sollten wir jedoch ernst nehmen.

Die Folgen der Beschleunigung

Die ständige Beschleunigung aller Lebensbereiche trifft auf unsere menschlichen Grenzen. The man is the limit.

Ihre Folgen zeigen sich vor allem in uns. Wir spüren eine innere Unruhe, haben ständig das Gefühl, „zu spät“ dran zu sein und nie genug geleistet zu haben. Selbst am Wochenende wachen wir morgens auf und haben das Bedürfnis uns zu beeilen.

Wiederkehrende Aufgaben erledigen wir wie im Autopilot. Wir überfliegen scrollend Texte, hören nicht richtig zu und nehmen unsere Umwelt nur noch wahr, wenn wir vom Display aufsehen. Die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches ist länger.

Ungeduldig, rastlos, immer dabei, das nächste Ziel zu erreichen. Haben wir ein Ziel erreicht, können wir den Erfolg nicht genießen, sondern suchen uns sofort das nächste Ziel.

Am allerliebsten nehmen wir auf dem Weg ans Ziel eine Abkürzung. Wir suchen nach Life Hacks, Cheats und dem „Geheimnis des Erfolgs“. Dabei wissen wir doch spätestens seit Michael Endes Erzählung Momo, dass wir Zeit nicht sparen können.

„Aber Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und je mehr die Menschen daran sparten, desto weniger hatten sie.“

Momo

Unsere Gedanken kreisen fortlaufend um die Zukunft. Wir machen uns (meist unnötig) Sorgen und haben Angst vor weiteren Veränderungen. Wir denken zu viel und spüren zu wenig. Kopf statt Bauch.

Auf ein so hohes Tempo aufgedreht, nehmen Schlafprobleme, körperliche und emotionale Erschöpfungen zu.

Man sagt, der weiteren Beschleunigung um uns könne man sich nicht entziehen. Und unseren eigenen Ansprüchen?

Wie Du Dein Leben entschleunigen kannst

Wir können die Welt nicht anhalten. Technische Weiterentwicklungen und neue Möglichkeiten werden uns immer begleiten. Das ist auch gut. Das Ziel des Entschleunigens besteht nicht darin, Entwicklungen aufzuhalten.

Beim Entschleunigen geht es vielmehr darum, negative Begleiterscheinungen der Beschleunigung unserer Umgebung zu erkennen und gezielt zu minimieren. Indem wir z. B. Gewohnheiten verändern oder zur Not ein wenig auf die Bremse treten. Man könnte auch sagen, es gilt achtsam zu sein, mit uns und unserer Umwelt.

6 Ideen zum Entschleunigen des Alltags:

1. Zeit in der Natur verbringen

Die Natur macht uns vor, wie es geht: Langsame, aber stetige Veränderung, Leben in einem Rhythmus aus Wachsen und Ruhen. Wenn wir Zeit in der Natur verbringen, reduziert das unsere Unruhe und unseren Stresslevel. Die Japaner sehen in „Waldbaden“ sogar eine Medizin.

Egal ob beim Wandern, Spazieren gehen, Zelten oder Ausreiten – der Aufenthalt in der Natur tut uns gut. Die Luft ist draußen besser als drinnen, wir können nach einiger Zeit auf einmal klarer denken und bekommen frische Ideen.

Nimm die Zeit in der Natur mit allen Deinen Sinnen wahr: Rieche den erdigen Waldboden, beobachte den leisen Schneefall, höre das beruhigende Zwitschern der Vögel. ASMR ganz ohne Strom.

2. Auf Gedanken und Worte achten

Unsere Gedanken und Worte beeinflussen die Qualität unseres Lebens, auch unser Stressempfinden oder unsere Gelassenheit. Beobachten wir uns selbst im Alltag, bemerken wir, dass wir häufig selbst zur Beschleunigung beitragen.

Jemand, der sagt, er habe viel zu tun, wirkt auf uns erfolgreich. Wir nutzen laufend Stress erzeugende Worte wie „schnell“, „kurz“, „sofort“, „stören“, „eilt“, „dringend“ und „ASAP“. Hinzu kommen unangenehme Gedanken wie „Ich habe keine Zeit“, „Ich kann das nicht“, „Ich habe zu viel zu tun“. Kein Wunder, dass wir das glauben.

Besser wäre es, sich einmal selbst zu beobachten, die eigenen beschleunigenden Glaubenssätze zu erkennen und nach und nach zu verändern. Verstehen wir, dass „busy“ nicht unbedingt bedeutet, dass jemand die richtigen Dinge tut.

Streiche die Stress-Begriffe aus Deinem Wortschatz und wirke so beruhigend auf Dich und Dein Umfeld. Du könntest z. B. davon sprechen, dass Du Dir für etwas Zeit nimmst, in der Ruhe die Kraft liegt oder jemand eine Herausforderung sicher mit Geduld meistern wird.

3. Immer wieder Pausen machen

Ein ausgeglichenes Leben besteht aus Anspannung und Entspannung. Wer viel leistet, soll auch ausreichend Pausen machen. Dazu gehört, am Feierabend, während des Wochenendes und im Urlaub regelmäßige Auszeiten von der Arbeit zu nehmen.

Auch zwischen Aufgaben lohnt es sich innezuhalten und z. B. nach 45 Minuten konzentrierten Arbeitens kurz aufzustehen und sich zu bewegen. Da wir Pausen in der Hektik des Gefechts leicht vergessen, können wir entschleunigende Gewohnheiten einführen, z. B. nach dem Mittagessen einen Spaziergang machen oder zum Feierabend ein Nickerchen einlegen.

Auch Mini-Pausen über den ganzen Tag verteilt tun uns gut und verhindern das Gefühl, von allem überwältigt zu werden. Beobachte dazu immer wieder Deinen Atem, entspanne die Schultern und Deinen Kiefer (die spannend wir gewöhnlich bei Stress als erstes an) und lächle, z. B. beim Klingeln des Telefons, wenn es an Deiner Tür klopft oder Du Dir die Hände wäscht.

An solche Mikroauszeiten können wir uns im Laufe des Tages auch selbst erinnern. Nutze dafür etwa Signaltöne, Post-Its oder einen beruhigenden Bildschirmhintergrund.

4. Mit allen Sinnen wahrnehmen

Wenn wir Empfindungen unseres Körper wahrnehmen, katapultiert uns das in die Gegenwart. Achtsamkeit in Bezug auf unsere Körperhaltung, Bewegungen und Gefühle helfen uns, den jetzigen Moment wahrzunehmen und weniger an die Vergangenheit oder Zukunft zu denken.

Jede Form von Sinneseindruck kann für eine kleine Achtsamkeitsübung genutzt werden:

  • Spüren wir beim Duschen, wie sich das Wasser auf unserer Haut anfühlt, der Boden unter unseren Füßen beim Gehen, der Stuhl unter unserem Hintern beim Sitzen.
  • Riechen und schmecken wir den Kaffee, das Stück Schokolade, das frische Croissant mit Genuss.
  • Hören wir unserem Gegenüber einmal zu ohne uns schon währenddessen eine Antwort zu überlegen, hören wir die Musik ohne nebenbei zu lesen oder suchen wir ganz bewusst die Stille.
  • Entschleunigen wir wortwörtlich und führen Bewegungen extrem langsam aus, wie in Zeitlupe, kauen wir unser Essen 20 Mal oder tun wir auch Mal gar nichts. Seien wir einfach nur da.

5. Monotasking First…

Wer mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt, hat zwar den Eindruck, viel in wenig Zeit zu schaffen. In Wirklichkeit springt unsere Aufmerksamkeit aber nur zwischen den Aufgaben hin und her. Das ist anstrengend und dauert faktisch länger als eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. (Ausnahme: zwei Handlungen, von denen eine wenig Aufmerksamkeit erfordert, wie monotones Bügeln und gleichzeitig ein Hörbuch hören.)

Widmen wir uns dagegen immer nur einer einzigen Aufgabe, fördert das unsere Konzentration und der Flow-Zustand kann eintreten, in dem wir wie mühelos arbeiten und die Zeit vollkommen vergessen.

6. …Offline Second

Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten zu lernen. Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten sich abzulenken. Versuchen wir uns weniger auf der Seite des Internetspektrums aufzuhalten, die uns ablenkt, unterhält und unterbricht.

Entschleunige Deinen Alltag ganz einfach mit der „Bitte nicht stören“-Taste und wechsle zu etwas Analogem wie einem Buch, einem Stift oder einem Brettspiel.

Lies dazu auch: Wie Du Deine Screen Time in den Griff bekommst

Minimalismus = Entschleunigen

Minimalismus ist im Grunde genommen auch eine Methode, um der selbstgemachten Beschleunigung aller Lebensbereiche bewusst Grenzen zu setzen.

Es befreit, weniger Dinge zu kaufen, zu konsumieren und zu horten. Es ist einfacher, weniger Pflichten, Termine und Aufgaben erfüllen zu müssen. Es entlastet, weniger Werbung, Nachrichten und Negatives in sein Leben zu lassen.

Lernen wir, häufiger Nein zu sagen. Begrenzen wir die Zeit, die wir für Entscheidungen einplanen, die wir vor dem Fernseher verbringen und für Aktivitäten, die uns nicht gut bekommen.

Entschleunigen wir unseren Alltag. Am Ende bleibt uns dann tatsächlich mehr Zeit für das, was uns wichtig ist. Ich glaube, so etwas in der Art würde auch Momo sagen.

Meine Frage an Dich: Was tust Du, um Deinen Alltag zu entschleunigen?

Zum entschleunigten Weiterlesen empfehle ich Dir folgende Artikel:

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