Weniger: Die einfachste, aber fast immer vernachlässigte Option

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Wieso weniger? Normalerweise versuchen wir doch ein Problem dadurch zu lösen, indem wir etwas hinzufügen:

ProblemLösungsansatz
viel zu tunlänger arbeiten
Langeweilemehr Unterhaltung
Konsumwunschmehr Geld verdienen
Fehler passiertmehr Regeln aufstellen

Mehr ist die naheliegendste Antwort auf sämtliche Fragen unserer Zeit.

Mehr erscheint uns grundsätzlich als besser. Zumindest kann es nicht schaden, oder?

Was wir bei der standardmäßigen Addition allerdings vernachlässigen: Mehr schafft auch neue Probleme. Diese werden uns jedoch – wenn überhaupt – erst dann bewusst, nachdem wir schon eine Schippe zu viel drauf gelegt haben.

Ungewollte Nebeneffekte von Mehr

Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben bringt Mehr in der Regel auch immer neue Herausforderungen mit sich:

  • Je mehr Kleider wir im Kleiderschrank haben, desto schwerer fällt uns morgens die Entscheidung, was wir anziehen sollen.
  • Je mehr wir uns von Social Media ablenken lassen, umso schlechter können wir uns konzentrieren.
  • Je mehr wir konsumieren, umso mehr Geld müssen wir verdienen bzw. umso länger müssen wir arbeiten, um unseren gestiegenen Lebensstandard zu finanzieren.
  • Je mehr Regeln aufgestellt werden, desto länger lassen Entscheidungen und Ergebnisse auf sich warten.

Durch Addition erhöht sich auch immer auch die Komplexität einer Sache – egal ob Kleiderschrank, Social Media-Accounts, Lebensstandard oder Organisation.

Den damit zusätzlich verbundenen Aufwand machen wir uns jedoch selten bewusst:

  • mehr Entscheidungen müssen gefällt werden
  • es bleibt weniger Zeit für andere Dinge
  • mehr Verantwortung fällt an
  • es gelten mehr Einschränkungen
  • neues Konfliktpotential entsteht.

Allein durch Mehr wird etwas also nicht automatisch besser. Manchmal wird etwas dadurch auch viel schlimmer als zuvor. Addition verbraucht nicht nur neue Ressourcen. Sie kostet uns auch mehr Zeit, Geld und Nerven.

Übertreiben wir es mit dem Anhäufen, erreichen wir irgendwann einen Punkt, an dem wir entscheidungsmüde, überfordert oder schlimmstenfalls wie gelähmt sind. Im Zweifel wissen wir nicht mehr, wie wir noch etwas unter den selbst großgezogenen Bedingungen richtig machen oder noch verändern können.

Weniger: Die bessere Alternative?

Dass die Lösung für ein Problem auch Weniger lauten könnte, kommt uns als Alternative meist gar nicht erst in den Sinn.

Weniger ist oft die einfachste, aber in der Regel komplett vernachlässigte Option.

Wir halten es zum Beispiel für ganz normal, dass

  • die Anzahl der Bildschirme in unserem Umfeld ständig zunimmt
  • eine neue Wohnung immer größer als die alte ist
  • unser Vorgesetzter einen neuen monatlichen Bericht einfordert – natürlich zusätzlich zum bisherigen Reporting
  • die Politik Bürgern und Unternehmen ständig neue Vorschriften auferlegt.

Dabei zeigt die Erfahrung, dass es sich durchaus lohnt, weniger zu wagen.

Minimalismus baut auf der Erkenntnis auf, wonach in allen wesentlichen Bereichen des Lebens weniger tatsächlich mehr sein kann:

  • je weniger Kleider wir besitzen, desto leichter fällt die morgendliche Outfitwahl
  • je weniger Dinge wir besitzen bzw. konsumieren, desto mehr Geld, Raum und Freizeit bleibt uns
  • je weniger (ungewollte) Verpflichtungen wir eingehen, desto mehr Zeit und Energie haben wir für die Beziehungen und Aktivitäten, die uns besonders wichtig sind.

Das Minimalismus-Prinzip lässt sich nicht nur gewinnbringend auf das einzelne Individuum anwenden. Auch Unternehmen und Gemeinschaften können davon profitieren:

  • die nachhaltigste Alternative ist oft die, die keine zusätzlichen oder bereits vorhandene Ressourcen nutzt
  • Unternehmen entwickeln sich am besten, wenn sie sich auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren
  • beschränken sich die gesetzlichen Vorgaben auf die wesentliche Richtung, haben die Verwaltungsbehörden vor Ort einen größeren, auf die Situation anpassbaren Ermessensspielraum.

Wenn wir etwas vereinfachen, ausmisten, entrümpeln, können bislang gebundene Ressourcen wieder frei werden. Subtraktion bietet auf vielen Ebenen stets gute Lösungsansätze und ist in jedem Fall eine beachtenswerte Alternative, wenn sich ein Problem auftut.

Weniger als echte Alternative betrachten

Heißt Mehr jetzt automatisch schlechter? Nein. Ich sage nicht, dass Addition nie eine gute Alternative ist. Aber ich glaube, es wäre schon ein Fortschritt Weniger überhaupt einmal als mögliche Alternative zu betrachten.

Wie wäre es, wenn wir in Zukunft bei Problemen öfter auch die Vor- und Nachteile der Subtraktion abwägen würden?

Bei der Frage, wie wir ein bestimmtes Problem lösen können, hat jeder von uns die Freiheit sich zu fragen:
Inwieweit wäre Weniger vielleicht einfach besser?

Welche Probleme hast Du mit Weniger gelöst?
Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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