Unsere Vorstellung von Zeit ist meistens linear: Wir gehen davon aus, dass sich im Laufe der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte alles weiterentwickelt – sei es technisch, politisch oder ethisch. Eine neue Erfindung baut auf den vorherigen auf und mit der Zeit wird alles besser, zumindest aber anders.
Es gibt aber auch eine andere – heute seltener als in früheren Zeiten anzutreffende – Sicht auf die Welt: Danach verläuft das Leben in Zyklen. Mal geht es aufwärts, mal geht es abwärts. Was entsteht, wird wieder vergehen. Und dann wieder von vorne. Ein ewiger Kreis.
Wenn man einmal begonnen hat darauf zu achten, offenbaren sich uns in unserem Umfeld vielfältige Formen von Zyklen:
- Tag und Nacht
- Ebbe und Flut
- Sommer und Winter.
Doch das zyklische Kommen und Gehen ist nicht allein auf die sich unermüdlich wiederholenden Bewegungen der Planeten im Sonnensystem und ihre Wirkungen auf die Erde beschränkt. Auch in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie in jedem einzelnen Individuum lassen sich Zyklen ausmachen.
Ich nähere mich dem Thema minimalistisch und frage, ob wir das Wissen um Zyklen nutzen können, um einfacher zu leben.
In diesem Artikel beschreibe ich, auf welchen Gebieten es sich zyklisch bzw. antizyklisch besser leben lässt und wie Du zu Deinem persönlichen Rhythmus findest.
Antizyklisch sparen
Beginnen wir bei den Finanzen und regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben. Normalerweise kaufen wir dann etwas, wenn wir es (glauben zu) brauchen. Im Laufe eines Jahreszyklus gibt es Dinge, die viele Menschen mehr oder weniger gleichzeitig brauchen. Grillkohle im Sommer, Daunendecken im Winter.
Mit marktwirtschaftlichen Grundkenntnissen im Kopf könnte man auf die Idee kommen, diese Kaufzyklen auszunutzen indem man zielgerichtet genau dann etwas kauft, wenn die Nachfrage dafür gering und mithin der Preis besonders günstig ist. Also Grillkohle im Winter, Daunendecken im Sommer.
Lohnt sich dieses „antizyklische“ Kaufverhalten?
Nun, es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass sich der Kauf vor bzw. nach dem Ansturm der Massen finanziell auszahlen kann. Die Händler räumen ihre Lager für Ware der nächsten Saison und geben große Rabatte. Oder sie testen frühzeitig, welche Ware sich demnächst gut verkaufen lässt, um dann gezielt nachzubestellen.
Produkte für die warme Jahreszeit wie Gartengeräte, Gartenmöbel, Fahrräder und Sommerkleidung wären deshalb im Herbst und Winter besonders günstig zu haben. Im Frühling und Sommer könne man wiederum bei Winterkleidung, Winterreifen und Wintersportartikeln ordentliche Schnäppchen machen – so zumindest die weit verbreitete Meinung.
Allerdings gilt es beim antizyklischen Einkaufen auch zu bedenken, dass die Produktauswahl zur Nebensaison in der Regel geringer als während der Hauptsaison ist und im Schlussverkauf mitunter nicht mehr alle Größen oder Farben vorhanden sind.
Bei größeren Neuerwerbungen sollte man zudem beachten, dass diese bis zur ersten Nutzung einlagert werden müssen. Und wer viel zu früh dran ist, muss möglicherweise noch höhere Preise bezahlen. Oder stellt später fest, dass die günstige Klamotte inzwischen völlig aus der Mode gekommen ist.
Insofern ist das antizyklische Einkaufen grundsätzlich zwar eine gute Idee. Sie besitzt jedoch so manchen speziellen Haken.
Mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich aber trotzdem einige zyklisch auftauchende Reduzierungen vorhersagen, zum Beispiel diejenigen auf Weihnachtsdeko nach Weihnachten, Kinderspielzeug im Januar, Osterdeko nach Ostern oder Bademode und Reisetaschen nach den Sommerferien.
Eine Übersicht nach Monaten für Produkte, die (möglicherweise) antizyklisch gekauft günstiger zu haben sind, findest Du hier.
Mein Tipp: Pflege eine Wunschliste für die Dinge, die Du wirklich brauchst, und schlage bei günstigen Angeboten zu.
Umgekehrt kannst Du das Prinzip der Kaufzyklen wiederum zu Deinen Gunsten nutzen, indem Du (gebrauchte) Sachen genau dann verkaufst, wenn der Bedarf groß ist und Du mithin einen höheren Preis erzielen kannst.
Antizyklisch investieren
Auf längere Zyklen stoßen wir in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten. Auf eine mehrjährige Phase des Wirtschaftswachstums und der steigenden Aktienkurse folgt, einfach gesagt, regelmäßig eine Phase der Rezession und der sinkenden Börsenwerte.
Lassen sich diese wirtschaftlichen Zyklen ausnutzen, um erfolgreicher zu investieren?
Wer das Geschehen an den globalen Märkten im Blick hat und Lehren aus der Vergangenheit zieht, wird sicherlich einige Investment-Chancen und -Risiken identifizieren können. Es gibt Erfahrungswerte, die darauf hindeuten, wann z.B. Aktien günstig sind, ob bestimmte Branchen überbewertet werden oder sich Preisblasen bilden, die zu zerplatzen drohen.
Erfolgreich antizyklisch zu investieren – also dann, wenn die Preise besonders günstig und die Wertaussichten positiv sind – setzt allerdings voraus, dass man über mehr als Unternehmensentwicklungen und Börsenkurse Bescheid weiß.
Denn auch das Handeln der Politik, gesellschaftliche Trends und psychologische Faktoren spielen eine erfolgsentscheidende Rolle beim aktiven Investieren (im Unterschied zum passiven Investieren).
Falls Dich das Thema antizyklisches Investieren näher interessiert, empfehle ich Dir das Buch „Die größte Chance aller Zeiten“ von Marc Friedrich*. Darin geht es u.a. um den aktuell endenden wirtschaftlichen Zyklus und wie man als Anleger davon profitieren kann.
Leben und Arbeiten in Zyklen
Auch auf persönlicher Ebene können wir von einer zyklischen Perspektive profitieren. Im Unterschied zu den bereits beschriebenen finanziellen Fragen sollten wir hier aber eher danach streben, im Einklang mit den natürlichen Veränderungen zu leben und nicht gegen sie.
Natürlichen Schwankungen ist etwa unsere persönliche Leistungsfähigkeit unterworfen. Zum einen wechseln wir im 24-Stunden-Takt ganz selbstverständlich von der Wach- zur Schlafphase. Selbst im Schlaf durchlaufen wir verschiedene (Traum-)Phasen. Dieser biologische Rhythmus ist die Basis dafür, dass es uns gut geht.
Wenn Du tagsüber unter ständiger Müdigkeit oder Konzentrationsmangel leidest, ist ausreichend Schlaf zu bekommen bzw. zu regelmäßigen Zeiten schlafen zu gehen, vielleicht die Maßnahme, die Deine Lebensqualität am meisten verbessern wird.
So wie im Schlaf gibt es auch im Laufe der wachen Phase Zyklen: Zeiten von hoher Leistungsfähigkeit wechseln sich ab mit Zeiten niedrigerer Schaffenskraft. Diese Zyklen können wir aktiv gestalten.
Für effektives Arbeiten kann es etwa sinnvoll sein, Deinen persönlichen Biorhythmus zu kennen und je nach Tagesform anspruchsvolle Tätigkeiten in Zeiten eines Leistungshochs zu legen. Tiefphasen lassen sich wiederum ideal für leichte, monotone Tätigkeiten oder kleine Auszeiten (am besten in der Natur) nutzen.
Auch wenn heutzutage im beruflichen Umfeld der Fokus zumeist alleine auf (Höchst-)Leistungen liegt, lehren uns Zyklen: Niemand kann immer nur in Top-Form sein! Phasen intensiven Schaffens sind nur möglich, wenn sie sich mit Phasen der Erholung abwechseln.
Besonders für kreativ arbeitende Menschen sind Zeiten der Abwechslung, Inspiration und Ruhe essentiell. Deshalb solltest Du unbedingt – gerade nach herausfordernden Projekten – genügend Auszeiten in Deinen Alltag einplanen.
Besser leben mit Zyklen
So wie es beruflich Vorteile mit sich bringt, auf die innere Uhr zu hören, profitieren auch Körper und Geist von einem tieferen Bewusstsein für Zyklen. Das reicht vom achtsamen Wahrnehmen des ständigen Einatmen-Ausatmen-Rhythmus bis hin zur Beschäftigung mit Fragen von Leben und Sterben. Sowohl das eine, als auch das andere lehren uns die Gegenwart mehr zu schätzen.
Zwischen diesen beiden Extremen lassen sich bei näherer Beobachtung noch mehr individuelle Zyklen entdecken – sei es im Laufe eines Tages oder im Laufe des Lebens:
- bewegungsintensive, sportliche Phasen wechseln sich mit etwas bequemeren Phasen ab
- Kapitel, in denen Du viel Zeit für Dich brauchst, folgen auf Stadien, in denen Du mehr Gesellschaft suchst
- Zeiten, in denen Du Dich auf Deine Karriere fokussierst, weichen Zeiten, Die Du lieber Deiner Familie oder anderen persönlichen Beziehungen widmen möchtest.
All diese unterschiedlichen Phasen sind normal! Alles hat seine Zeit.
Gelassenheit dank Zyklen
Dass Wissen um Zyklen kann uns zu mehr Gelassenheit verhelfen. Zyklen lehren uns, dass wir nicht alles auf einmal machen müssen.
Je besser Du Deine Zyklen kennst, desto passgenauer kannst Du Dein Denken und Handeln daran ausrichten:
- gute Gewohnheiten lassen sich je nach Chronotyp besser in die Morgen- oder Abendstunden legen
- in einer neuen Lebensphase kannst Du Dich leichter von Ballast aus früheren Phasen trennen
- das Bewusstsein, dass jede Phase einmal endet, macht manches Tief vielleicht erträglicher, manches Hoch umso schöner.
Im Alltag gibt viele Möglichkeiten, sich auf Zyklen einzulassen und das Bewusstsein für das ewige Kommen und Gehen zu schärfen.
Ein paar Beispiele, die das Leben auch einfacher machen:
- Obst und Gemüse saisonal einkaufen
- Rituale am Morgen und zum Feierabend pflegen
- Zeit in der Natur verbringen
- Jahrestage, Traditionen und religiöse Feste feiern, wie sie fallen.
Ich denke: Genauso wenig wie wir den Sommer anhalten oder den Winter aufhalten können, sollten wir versuchen, entgegen unserer persönlichen Rhythmen und der natürlichen Zyklen um uns zu leben. Vielmehr machen wir uns das Leben leichter, wenn wir versuchen im Einklang mit diesen Zyklen zu leben und sie zu unserem Vorteil nutzen.
„Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen sie zu surfen.“
Jon Kabat-Zinn
Zyklisches bzw. antizyklisches Mindest
Zum Abschluss möchte ich Dir noch zwei Gedanken mitgeben, die das Thema der Zyklen vertiefen, aber jeweils eigene Artikel Wert wären:
- Zyklisch bzw. antizyklisch zu handeln bedeutet oft: Das tun, was andere nicht tun. Gegen den Strom zu schwimmen bzw. etwas zu tun, obwohl es die Mehrheit nicht tut, erfordert enorm viel Selbstbewusstsein und innere Stärke.
Aus psychologischen Experimenten wissen wir, dass wir uns stark am Verhalten anderer Menschen orientieren und es unglaublich schwer fällt, nicht konform mit Familie, Freunden oder Kollegen zu handeln.
Gleichwohl kann es sich – wie an den Beispielen beschrieben – auszahlen, aus dem Takt der Masse auszubrechen und nach dem eigenen Lied zu tanzen. Dazu möchte ich Dich ermutigen! - Wir werden beeinflusst von vielen Zyklen und sind selbst wiederum auch Bestandteil größerer Zyklen, etwa eines bestimmten Geburtenjahrgangs oder einer ganzen Generation.
Falls Dich das Thema der gesellschaftlichen Zyklen interessiert, empfehle ich Dir das Buch „The Fourth Turning: Was uns die Zyklen der Geschichte über die Zukunft unserer Gesellschaft lehren“*. Darin geht es um die langen Zyklen der Moderne, die über mehrere Generationen reichen.
Wenn Dich das Thema näher interessiert, hinterlasse gerne einen Kommentar und ich verfasse demnächst eine Buchrezension!
Buchtipps
Hier folgen noch einmal die im Text erwähnten Buchempfehlungen zum Weiterlesen:
„Die größte Chance aller Zeiten – Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögenstransfer der Menschheit profitieren“ von Marc Friedrich*
„The Fourth Turning: Was uns die Zyklen der Geschichte über die Zukunft unserer Gesellschaft lehren“ von William Strauss und Neil Howe*
*Affiliate-Link: s. dazu Ziff. 9 der Datenschutzerklärung
Meine Frage an Dich: In welchen Bereichen Deines Lebens folgst Du schon Zyklen? Wann handelst Du antizyklisch? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Zum Weiterlesen auf diesem Blog empfehle ich Dir besonders folgende Artikel:
- 8 Dinge, die Du Dir sparen kannst
- Minimalistischer Frugalismus: 7 Wege, wie Du sparsam und großzügig zugleich sein kannst
- Geld ist Zeit – Wie Dir ein Perspektivwechsel hilft, den wahren Wert von Zeit zu erkennen
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„Wer nicht weiß, welchem Hafen er zusteuern soll,
Seneca
für den gibt es keinen günstigen Fahrtwind.“
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