Der Westfälische Jakobsweg von Münster nach Wesel – Teil 2

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Aus der Haustür raus und lospilgern – ein Gedanke, der viele Menschen fasziniert. Vor kurzem habe ich mir den Wunsch, den Jakobsweg vor meiner Haustür zu gehen, erfüllt. Sechs Tage bin ich rund 100 Kilometer zu Fuß von Münster nach Wesel auf dem Westfälischen Jakobsweg gepilgert.

Hier nehme ich Dich mit auf diese kurze Auszeit vom Alltag.

Im ersten Teil meines Reiseberichts vom Westfälischen Jakobsweg ging es um die Vorbereitungen und was ich auf der ersten Hälfte des Weges zwischen Münster und Velen erlebt habe. Heute folgt der zweite Teil.

Komm mit und begleite mich auf dem Jakobsweg von Velen bis Wesel! Auf geht’s!

4. Tag: Velen – Coesfeld

Der zweite Teil meiner Reise auf dem Westfälischen Jakobsweg, zu Fuß von Münster nach Wesel, beginnt mit einer Neuerung: Ich pilgere nicht mehr alleine! Eine Freundin, die in der Nähe des heutigen Etappenziels wohnt, begleitet mich.

Ein paar Tage vor meiner Reise hatte ich sie informiert, dass ich demnächst fast an ihrer Haustür vorbeipilgern würde. Vor zwei Tagen erreichte mich dann die überraschende Nachricht: Sie würde zwei Tage mit mir pilgern!

Nach drei Tagen des Alleinegehens freute ich mich über die Gesellschaft. Wobei ich, um ehrlich zu sein, zunächst ein paar Bedenken hatte, ob es funktionieren würde: Hätten wir dasselbe Pilgertempo? Fänden wir genug Gesprächsstoff für zwei ganze Pilgertage? Könnten wir auch mal eine Weile schweigend weitergehen, ohne dass es sich unangenehm anfühlte?

Meine Sorgen waren letztlich unbegründet. Vielmehr genoss ich es, ihre Fragen zum Pilgern zu beantworten, davon zu berichten, was ich bereits auf dem Weg erlebt hatte, und mich mir ihr über das, was wir ab sofort gemeinsam auf dem Weg erlebten, auszutauschen.

Morgens um 10 Uhr trafen wir uns vor dem Wasserschloss in Velen. Ein Schwan, der sich an Land verirrt hat, begrüßt uns. Oder wollte er uns verscheuchen? Es war kühl und die Feuchtigkeit vom Vortag lag noch in der Luft.

Die ersten Meter führten durch den ruhigen Schlosspark, über die Quelle der Bocholter Aa und vorbei an einer historischen Mühle. Weiter hinaus ging es zwischen Wäldern und Feldern, auf schmalen Wirtschaftswegen, die einsam gelegene Bauernhöfe verbanden.

Eine Straße, auf der wir länger unterwegs waren, trug den kuriosen Namen „Knüverdarp“. Was es wohl damit auf sich hatte? Wir konnten nur rätseln. Als wir einer älteren Dame begegneten, die ein paar Kräuter am Wegesrand pflückte, fragte ich nach. Ihre Antwort war verblüffend:

„Knüver“ käme vom plattdeutschen Wort „Knuv“, was so viel wie Berg bedeutete. Darp wäre wiederum ein anderes Wort für Dorf. Den zweiten Teil konnte ich nachvollziehen. Aber Berg? Ich sah mich um – weit und breit lag die Münsterländer Landschaft flach vor uns. Mit gutem Willen erkannte man eine leichte Erhebung. Dass wir uns gerade im „Dorf auf dem Berg“ befanden, hätte ich nie erraten.

Noch am Vormittag erreichten wir das Örtchen Ramsdorf. Touristisches Highlight ist die kompakte Burg Ramsdorf am Marktplatz. Nebenan im Rathaus wollte ich mir den Pilgerstempel abholen.

„Habe ich den beim Umzug überhaupt mitgenommen?“, fragte die Verwaltungsangestellte sich und mich. Nach einer hektischen Suchaktion fand sie den Stempel schließlich in einer Containerschublade unterm Schreibtisch. Pilger waren hier offenbar selten zu Gast.

Den dritten Anlaufpunkt in Ramsdorf, ein Bäckerei-Café, nutzen wir für eine Pause. Während wir drinnen gemütlich Tee und Kaffee tranken, tobten Kinder, eilten Mütter und schlenderten Senioren vor dem Fenster vorbei.

Dann brachen auch wir wieder auf. Den gelben Muscheln auf blauem Grund folgten wir wieder hinaus aufs Land. Tausende weiße Kirschblüten bedeckten den Boden, auf dem wir feierlich schritten. Kleine Rinder dösten am Wiesenrand.

In einer Kurve blieb ich plötzlich stehen. Vor uns befand sich ein kreisförmiges Denkmal, gebaut aus Ziegelsteinen. In seiner Mitte verschmolzen die Jakobsmuschel und ein Fischsymbol zu einem gemeinsamen Bild. Darüber prangte folgendes Zitat von Goethe:

„Europa ist auf der Pilgerschaft geboren und das Christentum ist seine Muttersprache.“

Ich erinnerte mich: Auf dem Portugiesischen Jakobsweg war ich diesem Gedanken schon einmal begegnet. Bis nach Santiago de Compostela waren es von hier noch 2644 Kilometer.

Schon von weitem grüßte uns wenig später der geschwungene Turm der Jugendburg Gemen am Rande von Borken. Wir näherten uns über den ausgedehnten Schlosspark und überquerten den Schlossgraben.

Eine große Holzliege lud zur Rast ein. Die Beine hochgelegt und mit Blick auf den Eingang des Wasserschlosses aßen wir den selbstgemachten Linsensalat, den meine Freundin mitgebracht hatte.

Eine Gruppe Jugendlicher kam heran, holte zwei Boote aus dem Schuppen hinter unserem Rücken und ließ sie vorsichtig vor uns zu Wasser. Vergnügt konnten wir beobachten, wie die Jungs und Mädchen ihre ersten Rudererfahrungen machten. Während die Jungs in dem einen Boot schon einmal um die ganze Burg herum gerudert waren, mussten sich die Mädchen in dem anderen noch über die Fahrtrichtung einig werden und ihre Paddelbewegungen lernen zu koordinieren.

Wir ließen sowohl die Jugendburg als auch die Jugendlichen hinter uns und durchquerten das malerische Gemen mit seinen Fachwerkhäusern und reichem Blumenschmuck. Ein Schild kündigte an, wir würden bald die Schönstatt-Au erreichen. Um was es sich dabei handelte, mussten wir erst herausfinden.

Gespannt betraten wir den zentralen Eingang einer weitläufigen Anlage. „Was wollen Sie hier?“, wurden wir recht direkt von einer Schwester empfangen. „Wir sind Pilger auf dem Jakobsweg und wollten den Pilgerstempel bei Ihnen abholen“, lautete meine Antwort. Mit dieser irgendwie doch magischen Losung standen uns auf einmal alle Türe offen: Wir könnten gerne den Andachtsraum im ersten Stock besuchen, im Café nebenan eine Pause einlegen und uns im „Heiligtum“ sogar etwas wünschen, erklärte uns die ältere Dame nunmehr sehr freundlich. „Aber bloß kein Geld!“

Vorsichtig öffnete ich die Tür zum Heiligtum und spähte hinein: Eine kleine Kapelle, in der mehrere Schwestern im Gebet versunken saßen. Mein erster Impuls war, die Tür wieder zu schließen, um nicht zu stören. Doch eine der Schwestern stand auf und lud uns ein, hereinzukommen.

Im Flüsterton erklärte sie uns, dass es sich um eine Marienkapelle handelte, die es so in baugleicher Form an vielen weiteren Orten gäbe. Der Ursprung der Schönstattbewegung liege in einem kleinen Ort in der Nähe von Koblenz am Rhein, wo in den 1960er Jahren ein katholischer Pater mit einigen Studenten ein neues Bündnis mit der Gottesmutter Maria geschlossen habe.

Wir meditierten ein paar Minuten über das Marienbildchen, das die Schwester uns ausgehändigt hatte, und nutzten anschließend noch die Gelegenheit, einen Wunsch zu notieren. Die Zettel legten wir gefaltet in einen großen Krug zu Füßen des Altars. Sie würden für uns beten und die gesammelten Zettel verbrennen, sobald der Krug voll sei, versicherte uns die Schwester zum Abschied.

Wieder draußen war es nicht mehr weit bis zum heutigen Ziel, der Stadtmitte von Borken. Auf dem Marktplatz fand am Abend ein großes Food Festival statt, die Luft war erfüllt von Musik. Fast hätte es Sommer sein können.

Nach einer Tasse Kaffee trennten sich hier unsere Wege – zumindest für heute. Denn meine Freundin würde mich auch morgen noch begleiten. Und ich freute mich darauf.

5. Tag. Coesfeld – Dämmerwald

Der hellblaue Himmel am nächsten Morgen versprach einen sonnigen Tag. Ich wertete es als Wiedergutmachung für den Dauerregen vor zwei Tagen. Nach einem üppigen Frühstück traf ich mich mit meiner neuen Pilgerfreundin abermals um 10 Uhr am Kirchplatz.

Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg. Es war Samstag und neben einzelnen Joggern waren wir die Einzigen, die den Stadtpark durchquerten. Wir bestaunten die bunten Paradiesvögel in den Volieren und ließen uns dann von einem sprudelnden Bach stadtauswärts leiten.

Der Westfälische Jakobsweg verläuft auf dieser Etappe zumeist auf asphaltierten Wegen – was für Radfahrer deutlich angenehmer sein dürfte als für Pilger. Bei einer überdachten Holzbank vor einem Bauernhof legten wir die erste Pause des Tages ein. Diesmal hatte meine Freundin selbstgebackene Quiche mitgebracht. Als eine von einem Friesen gezogene Kutsche an uns vorbeifuhr, war die Landidylle perfekt.

Kurz darauf folgten wir der Kutsche. Rechts uns links des Weges bedeckten weiße Planen die hügeligen Spargelfelder. Im Vorbeigehen konnten wir zwei Bauern dabei zusehen, wie sie Spargel frisch stachen.

Als wir das äußere Wohngebiet von Raesfeld erreichten, hatten wir beide denselben Eindruck: Irgendwie wirkten die Einfamilienhäuser alle gleich monoton und trist auf uns. Doch schon wenige Sekunden später sollte sich das ändern.

Drei Damen, die in einer Hofeinfahrt zusammen standen, sprachen uns an: „Geht Ihr etwa den Jakobsweg?“ Wir bejahten und blieben stehen. „Ihr müsst uns unbedingt davon erzählen!“, sagte eine und winkte uns näher. „Was wollt Ihr trinken?“, fragte die nächste.

Ehe wir uns versahen, hatte jede von uns ein kaltes Getränk in der Hand und wir erzählten auf ausdrücklichen Wunsch von unserem kleinen Abenteuer vor ihrer Haustür. Aus mehrere Richtungen eilten derweil auch einige Herren dazu – offensichtlich die jeweiligen Partner der Damenrunde.

Sie seien alle Nachbarn und würden sich hier jeden Samstagmittag auf einen Plausch treffen. Außerdem würden sie sich gegenseitig helfen. Gegenüber lag ein gefällter Baum, der gleich noch entfernt werden müsste. Geduldig beantworteten wir die vielen Fragen zu unserer Herkunft, unserem heutigen Ziel, zum Gepäck und dem Zustand unsere Füße.

Wo man sich den melden müsste, wenn man Pilgerübernachten anbieten möchte, fragte eine aus der Gruppe konkreter nach. Sie wüsste zwar, dass der Jakobsweg hier vorbeiführen würde, aber ansonsten sei der Weg doch recht wenig bekannt. Pilger sähe sie hier nur selten. Man merkte, dass sie die Energie des Pilgerns begeisterte.

Es war eine Begegnung, bei dem wir einiges über den Zusammenhalt in dieser Straße erfuhren und viel zu lachen hatten. Irgendwann stellte sich heraus, dass eine der Nachbarinnen sogar Geburtstag feierte. Ein weiterer Grund anzustoßen.

Es war die herzlichste Begrüßung, die man sich als Pilger auf dem Jakobsweg vorstellen kann.

Den ganzen Weg bis in den Ortskern war das spontane Gespräch in der Hofeinfahrt noch unser Thema. So etwas hatten wir nicht erwartet. Wie man sich doch vom äußeren Schein täuschen lassen konnte!

Noch zwei kurze Stopps zum Stempeln in der Kirche St. Martin und beim örtlichen Supermarkt, dann erreichten wir endlich das Wasserschloss Raesfeld – definitiv ein Highlight auf dem Westfälischen Jakobsweg!

Die Sonne brannte, während wir auf der Terrasse des Schlossrestaurants zu Mittag aßen und die Hochzeitsgäste beobachteten, die zum Standesamt über die Gräfte ins Schloss eilten.

Zwischen all den elegant gekleideten Besuchern fielen zwei Personen deutlich aus der Reihe: Das Pärchen in Wanderkleidung, das an uns vorbeieilte, könnte womöglich auf dem Jakobsweg unterwegs sein wie wir! Doch bevor wir sie danach fragen konnten, waren sie auch schon wieder aus unserem Blickfeld verschwunden.

Nach der mit Kaffee und Eis in die Länge gezogenen Mittagspause rafften wir uns auf zum letzten Stück der Etappe. Die führt über den Schlosshof und durch den dahinter sich weitläufig ausbreitenden Schlosspark. In der leicht zu verpassenden Touristeninformation mitten im Park holte ich mir den zweiten Stempel des Tages. Ein besonders schöner mit einer Jakobsmuschel und der Schlosssilhouette.

Wie üblich, erkundigte ich mich bei der Gelegenheit danach, ob noch weitere Pilger unterwegs seien. Überraschenderweise war das diesmal tatsächlich der Fall. Heute wären bereits zwei andere Pilger dagewesen! Wir waren uns ziemlich sicher, dass es sich um das Pärchen handeln musste, das wir kurz zuvor beobachtet hatten.

Am Rande des Schlosspark trennte ich mich wieder von meiner Pilgerbegleiterin. Sie ging nach Hause und ich weiter in Richtung meiner heutigen Unterkunft. Zum Abendessen würden wir uns noch einmal treffen.

Das allerletzte Stück entpuppte sich als idyllischer Waldweg. Ich liebe das Knacken von trockenem Laub und kleinen Ästen beim Gehen über Waldboden. Dazu das saftige Grün der aufblühenden Bäume und Büsche, das einen von Kopf bis Fuß umgibt – weiter kann man in meinem Augen dem Alltag kaum entfliehen.

Mein Ziel, eine kleine, einfache Ferienwohnung, sollte im „Dämmerwald“ liegen. In mir weckte der Name Erinnerungen an dunkle Tannenwälder und Schauergeschichten mit Räubern. Ich nahm mir vor, vor Einbruch der Dunkelheit da zu sein.

Tatsächlich entpuppte sich die Unterkunft als leicht verwilderter Bauernhof mit frei herumlaufenden Hühnern und einer Schafherde hinter der Garage. Alles wirkte freundlich und natürlich. Die Vermieterin war zwar nicht da, hatte mir aber den Schlüssel zum Appartement vertrauensvoll schon in die Tür gesteckt.

Ich richte mich ein und genoss anschließend ein süßes Teilchen auf einem Plastikstuhl im hohen Gras zwischen den Hühnern und mit Blick auf die Schafe. Es war herrlich.

Wie verabredet, holte mich meine Freundin abends mit dem Auto ab. Noch einmal kehrten wir in die Nähe des Schlosses zurück, um eine Kleinigkeit zu essen und auf unsere Pilgererlebnisse zu blicken.

„Wie hat Dir denn das Pilgern gefallen?“, fragte ich, nachdem die Teller abgeräumt waren. „Sehr gut“, antwortet meine Freundin begeistert. Sie hätte keine genauen Vorstellungen gehabt, was sie erwarten sollte und wie sich das Pilgern vom Wandern unterscheiden würde. Aber die letzten beiden Tagen hätten ihr richtig gut gefallen. Und gutgetan – auch wenn sie zwischendurch immer wieder in ihren Alltag zurückkehren musste.

Und sie hätte sogar schon nach weiteren Pilgerrouten recherchiert, die es in der näheren Umgebung gebe. Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet! Umso mehr freute mich, dass sie offenbar in den letzten beiden Tagen ein wenig vom Zauber des Pilgerns hatte spüren können.

6. Tag. Dämmerwald – Wesel

Sechster und letzter Tag meiner Pilgerreise. Der Westfälische Jakobsweg von Münster nach Wesel war fast geschafft.

Wie schon am Anfang war ich am Ende wieder auf mich alleine gestellt. So früh wie noch nie, da ohne Frühstück, brach ich zur Tagesetappe auf, derweil die Sonne schon hoch am Himmel strahlte. Viele Eindrücke und auch einen Sonnenbrand hatte ich bereits mitgenommen. Was würde mich zum Abschluss der Tour erwarten?

Um ohne Umweg wieder auf den Jakobsweg zu kommen, ging ich zunächst eine ganze Weile auf der Landstraße entlang. Es war Sonntag und nur wenige Autos fuhren, dafür donnerten einige Motorradfahrer an mir vorbei. Nach einer halben Stunde wurde es mir am schmalen Straßenrand doch zu unsicher.

Ich entschied mich, einen Umweg über eine ruhigere Dorfstraße zu gehen. Vorbei an mehreren Bauernhöfen und Koppeln, auf denen Pferde friedlich weideten. Auf einer Bank vor einem Kuhstall legte ich Frühstückspause ein. Während hinter meinem Rücken gerade Kühe gemolken wurden, aß ich mein mitgebrachtes Brötchen und genoss die Aussicht auf ein saftig-grünes Feld und die Bäume dahinter.

Weiter führte der Westfälische Jakobsweg mich durch ein Wäldchen. An dessen Rand standen Schilder mit Gedichten. Eines handelte von einem Fischer aus einem kleinen Dorf, der von einer Reise um die große weite Welt träumte. Nach einigen Abenteuern auf hoher See kehrte er erleichter zurück in seine Heimat.

Glocken ertönten. Das Kloster von Marienthal war nicht mehr weit. Über eine schmale Allee erreichte ich die kleine Kirche, in der gerade Gottesdienst gefeiert wurde. Der Refrain, den die Gemeinde sag, ging mir noch eine Weile durch den Kopf, während ich schon mein nächstes Ziel anvisierte: Den ersten Kaffee des Tages.

Mein Wunsch wurde mir im örtlichen Gasthof erfüllt. Neben Hotelgästen, die sich reichlich am Frühstücksbuffet bedienten, und einer fröhlichen Geburtstagsrunde, schlürfte ich zufrieden meinen Milchkaffee.

Zurück auf dem Weg, wählte ich anstatt des offiziell ausgeschilderten Jakobswegs den etwas ruhiger wirkenden Klosterpfad. Die richtige Entscheidung: Es folgte eine meditative Wanderung durchs Grüne ohne störenden Autoverkehr.

Es war immer noch früh, aber schon sehr warm, als ich an einem Luxushotel vorbeikam, dessen Gerüche aus der Küche wirklich verführerisch waren. Doch für mich ging es von hier an wieder bergauf und durch den Wald. Ich kreuzte ein Dammwildgehege und begegnete mehreren Familien, die den freien Tag nutzten, um einen Ausflug mit dem Rad zu unternehmen.

Kurz überlegte ich an einer Kreuzung im Wald, einen Abstecher zu einem Künstlercafé einzulegen. Eine Pause hätte ich gut vertragen können. Doch die laut Goolge Maps 24 Minuten hin und zurück waren es mir schließlich nicht wert. Etwas später setze ich mich einfach auf einen gefällten Holzstamm, um zu rasten.

Am Ende des Waldes wartete eine unangenehme Aufgabe auf mich: Das Überqueren einer Autobahnbrücke. Beim letzten Mal war mir beim Blick hinab auf die vorbeirasenden LKW und Autos ganz schwindelig geworden. Und genau in dem Moment, als ich unsicher mitten auf der Brücke stand, überholte mich haarscharf ein Auto. Aufgrund des Lärms unter mit hatte ich es gar nicht kommen hören.

Diesmal wollte ich es besser machen. Ich legte mir eine Strategie zurecht: Erst nach hinten sehen, ob die Luft rein ist, dann die Augen nach vorne ausrichten und bloß nicht nach unten zu den Rennfahrern sehen. Die Ohren konnte ich leider nicht verschließen. Ich hielt mich an den Plan und war schon fast am Scheitelpunkt der Brücke angekommen, als wieder ein Auto haarscharf an mir vorbeifuhr. Wo kam der denn bitte genau jetzt und hier her?

Nach dem Adrenalinschub war ich froh, auf einen groben Feldweg abbiegen zu können. Ein Hochsitz kam in mein Blickfeld. Schnell stieg ich die drei Sprosse nach oben und ließ erleichtert die Beine baumeln. Dann rief ich meinen Mann an. Er wollte mich in Wesel treffen und abholen. Es lagen nur noch rund zwei Stunden Fußweg vor mir.

Am Ende des Feldwegs überquerte ich die rauschende „Bärenschleuse“ und bog ab auf einem schmalen Weg. Der führte durch einen lauschigen Park bis zum Rande des Wohngebiets von Wesel. Ohne den Schatten der Bäume wurde es mir schnell heiß. Außerdem bekam ich großen Hunger.

Kurz bevor mich die Kräfte verließen und ich verzweifelte, stieß ich auf eine geöffnete Bäckerei. Eine zuckersüße Zimtschnecke mit Frischkäsetopping brachte mir den Energieschub für die letzten Meter.

Mittlerweile ungeduldig überquerte eine breite Gleisbrücke, durchquerte einen gut besuchten Stadtpark und erreichte das Berliner Tor, von dem ich gar nicht wusste, dass es das hier gab. Vor dem Tor begrüßte mich still das Maskotten der Stadt, eine wiehernde Eselsfigur. Am anderen Ende der Fußgängerzone, zwischen dem historischen Rathaus und dem evangelischen Dom, würde schließlich mein Mann auf mich warten.

Der Westfälische Jakobsweg geht hier zu Ende. Die katholische Pfarrei hatte am Sonntag geschlossen, weshalb der letzte Stempel in meinem Pilgerbuch fehlt. Ob ich ihn mir irgendwann noch abhole und dann den Jakobsweg weiterlaufe?

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