3 hartnäckige Mythen übers Ausmisten

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Vor fast fünf Jahren habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Vor mehr als 10 Jahren habe ich Minimalismus für meine Platzprobleme entdeckt. Und seit ich denken kann, liebe ich es, Dinge aufzuräumen und Ordnung zu schaffen.

In all der Zeit habe ich unzählige Tipps, Tricks und später auch Life Hacks zum Thema Ausmisten gehört, gelesen und selbst ausprobiert. Leider haben die wenigsten davon gehalten, was sie versprachen.

In diesem Artikel werde ich mit 3 Mythen übers Ausmisten aufräumen, die weit verbreitet sind und sich hartnäckig halten, obwohl sie einem Realitätscheck gar nicht standhalten.

1. Einmal Ausmisten reicht

Eine einzige große Ausmistaktion ist alles, was Du brauchst, um wieder Ordnung in Dein Leben zu bringen.

Nur ein Wochenende anpacken und in Deinem Haus ist wieder Platz. Einfach Freunde oder das Aufräumteam aus dem Fernsehen einladen und schon lebt es sich wieder völlig unbelastet.

Die Vorstellung, dass mit einem einmaligen Kraftakt das Chaos wieder beherrschbar wäre, ist in meinen Augen eine von mehreren Mythen übers Ausmisten und gleich aus mehreren Gründen abwegig.

Zum einen würde ich von großen Hauruck-Ausmistaktionen grundsätzlich abraten. Nicht nur ist es extrem anstrengend, sich in kurzer Zeit bei vielen Gegenständen zu fragen, ob man sie behalten möchte oder nicht. Wer zu schnell die eigenen Dinge loslässt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann später einen Teil davon doch noch gebrauchen können oder schlicht vermissen.

Zum anderen kann eine frisch gewonnene Motivation zum Ausmisten immer nur ein Anfang sein. Wer jahrelang Sachen unbedacht angehäuft hat, wird nicht von heute auf morgen zum Minimalisten. Wer nach dem ersten Aufräumen sein Konsumverhalten nicht ändert, landet früher oder später wieder an dem Punkt, an dem man schon einmal überlastet war, und muss dann wieder von vorne beginnen.

Viel besser und nachhaltiger ist es, sich beim Aussortieren mehr Zeit zu nehmen. Wenn man behutsamer vorgeht, lässt sich die Ausmistreue ganz gut vermeiden. Ausmisten bedeutet, sich schwierige, teils emotionale Fragen zu stellen, Argumente für und gegen das Aufbewahren abzuwägen.

Manchmal muss man auch einfach länger abwarten und beobachten, ob man etwas zu einem späteren Zeitpunkt doch noch braucht. Für die Kleider im Kleiderschrank empfiehlt es sich etwa, saisonweise sanft auszumisten.

Wenn Du dauerhaft leichter leben und ständiges Ausmisten vermeiden willst, wirst Du zudem Deine Einstellung zu den Dingen ändern müssen.

Das bedeutet vor allem, darauf zu achten, was Du in Dein Leben lässt und wie viel Du konsumierst. Wenn Du lernst, Nein zu sagen, Dich im Loslassen übst und für das dankbar bist, was Du bereits hast, wirst Du auf jeden Fall weniger auszumisten haben.

2. Jemand wartet auf Deine Sachen

Die zweite der drei Mythen übers Ausmisten, über die ich immer wieder stolpere: zu glauben, es wäre leicht, die ausrangierten Dinge loszuwerden.

Viele nehmen sich zum Beispiel vor, zumindest einen Teil der Dinge, die sie ausmisten, zu Geld zu machen. In Secondhand-Läden, auf ebay, dem Trödelmarkt oder sonstwo erwarten sie hohe Preise für die gebrauchte Ware – und werden garantiert enttäuscht. Finanziell lohnt sich Ausmisten nicht. Oft bekommt man nur wenige Euro für seine Sachen – wenn sie überhaupt jemand haben will.

Auch dieser Mythos hat eine allzu menschliche Wurzel: Wir tendieren systematisch dazu, den Wert von Sachen höher einzuschätzen, nur weil wir sie besitzen. Dass wir auch selbstzusammengebaute Möbel besonders lieben, nutzen Möbelhäuser sogar für ihr Marketing.

Doch die meisten Dinge, die uns persönlich sehr viel wert sind, sind anderen Menschen total egal.

Die Porzellanfigurensammlung der Oma, die Mitbringsel aus dem Urlaub, getragener Modeschmuck, der uns an wilde Partynächte erinnert – ihr Verkaufswert liegt irgendwo bei Null. Die Erinnerungen, die wir damit verbinden, sind Gold.

Selbst bei den Dingen, die wir nicht zu Geld machen, sondern vermeintlich großzügig verschenken wollen, stellt sich nach dem Ausmisten schnell Ernüchterung ein. Niemand reißt sie uns aus den Händen.

Wie viele öffentliche Bücherregale voller Schundliteratur, zerfallende Kartons mit Plastikspielzeug vor Haustüren und Sozialkaufhäuser mit Reihen voller Glasware wollen wir uns und anderen antun?

Keine Frage – es ist durchaus sinnvoll, beim Ausmisten auch darüber nachzudenken, ob jemand die von uns nicht genutzten Dinge noch gebrauchen könnte, oder wie wir neuwertige Markenware oder Sammlerobjekte zum besten Preis verkaufen können.

Die ganz neutrale Wahrheit lautet jedoch: Der Großteil Deiner ausgemisteten Sachen ist so gut wie nichts mehr wert und niemand wartet darauf, dass Du sie irgendwann aussortierst.

3. Es gibt eine Abkürzung

Wie eigentlich überall im Leben gilt auch beim Ausmisten die alte Weisheit: alles, was wirklich wertvoll ist, fliegt einem nicht einfach so zu, sondern muss man sich erst verdienen. So wie Respekt, Vertrauen und Erfolg ist auch Klarheit in den eigenen vier Wänden das Ergebnis einer kontinuierlichen Investition.

Auch auf dem Weg zu einem aufgeräumten Leben gibt es keine Abkürzung.

Es ist eine der Mythen übers Ausmisten, die Du ab sofort zu den Märchengeschichten packen darfst.

Natürlich gibt es hilfreiche Ausmisttechniken – etwa die Konmarie-Methode, das 30-Tage-Minimalismus-Spiel oder die 3-Kisten-Methode – die das Vorgehen systematisieren und persönliche Vorlieben berücksichtigen.

Man kann sich Unterstützung holen von Freunden oder professionellen Aufräumberatern. Und auch neue Ordnungssysteme können dabei helfen, die Übersicht wiederzugewinnen und zu bewahren. Pass aber auf, dass nicht nur andere von Deinem Problem profitieren.

Neue Boxen, Körbe und andere Ordnungshelfer zum Verstauen von Dingen zu kaufen, wird sich gut anfühlen und vielleicht kurz besser aussehen, aber Dir keine langfristige Erleichterung bringen.

Es wird definitiv Mühe kosten, das lange angehäufte Gerümpel durchzusehen, zu sortieren und wieder loszuwerden.

Niemand kann es Dir zum Beispiel abnehmen, Dich mit den sentimentalen Dingen zu befassen, die Du lange in Kisten aufgehoben, die damit verbunden Gefühle aber verdrängt hast.

Ausmisten konfrontiert uns immer auch mit unserer eigenen Vergänglichkeit: ungenutzte Sportausrüstung erinnert uns an die Hobbys, denen wir nicht nachgegangen sind, alte Briefe an die Freundschaften, die im Sande verlaufen sind, ungetragene Kleider an die Person, die wir gerne (gewesen) wären.

Unter unserem Gerümpel liegen die Träume, die wir nicht realisiert haben, die Vorstellungen von uns, die naiv waren, die Entscheidungen, die wir heute bereuen.

Es sind die Dinge, die wir ungern loslassen, die die größte Macht über uns haben. Diese Macht kannst nur Du allein Dir zurückholen.

Früher oder später wird eine Zeit kommen, da Du Dich gegenüber Deinen angesammelten Dingen nicht mehr verschließen können wirst. Irgendwann wirst Du Dich damit auseinandersetzen müssen. Wenn Du es nicht tust, werden es Deine Kinder oder ein Nachlassverwalter tun.

Was kein Mythos ist: Du kannst heute damit beginnen, Dir (und anderen) das Leben einfacher und leichter zu machen.

Minimalismus wird Dir helfen, Dir Deiner Werte und Ziele im Leben bewusster zu werden und mehr im Einklang mit ihnen zu leben. Denn alles Überflüssige hält Dich davon ab, das zu tun, was Du von Herzen gerne tun möchtest.

Ich bin überzeugt davon, dass Du die Kraft haben wirst, Dich auch mit den emotionalen Fragen, die das Ausmisten von persönlichen Gegenständen aufwirft, auseinanderzusetzen.

Und ich bin überzeugt, dass Du anschließend eine selbstbewusstere und stärkere Persönlichkeit sein wirst. Es ist gut, dass es schwer ist.

An welche Mythen übers Ausmisten hast Du auch schon geglaubt?
Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Silly

    Liebe Rebecca

    Danke für den tollen Beitag. Es bringt den „Ausmistprozess“ auf den Punkt. Nichts zu ergänzen!!
    Der Artikel hat mich sehr gerührt, da ich ab dem Absatz „Ausmisten konfrontiert uns auch mit der eigenen Vergänglichkeit“ es genauso seit 3 Jahren versuche zu praktizieren……..und jetzt lese ich dies hier. Es gibt Dinge wie alte Briefe, alte Zeugnisse, Erinnerungen für die der Zeitpunkt noch nicht reif war, und sie wieder im Keller verschwunden sind.
    Dann kommt der Moment, evtl.
    in den Ferien oder bei einem schönen Erlebniss oder einer neuen Aufgabe (Sprache lernen, neuer Job) da ich mir sage … jetzt ausmisten. Ich geniesse es dann am grossen Papierkontainer auf dem Entsorgungshof zu stehen und alles einfach reinfallen zu lassen……möglichst nicht mehr gross anschauen daheim.
    Ganz lieben Dank das du genau das geschrieben hast, was ich immer während des Ausmistens gedacht habe.
    Silly

    1. Rebecca

      Liebe Silly,
      ganz lieben Dank auch Dir für Deine Rückmeldung. Es freut mich, dass meine Worte Deine Gefühle getroffen haben.
      Alles Liebe
      Rebecca

  2. Petra

    Ein wirklich schöner Artikel! Das ist viel Wahres dran. Ich miste in Abständen immer mal wieder aus. Das finde ich auch völlig OK. Ich habe inzwischen gelernt, mich leichten Herzens von Dingen zu trennen, vor allem von Büchern. Wenn ich sie ohnehin nicht noch einmal lese, brauchen sie auch nicht bei mir einzustauben.
    Bei den öffentlichen Bücherregalen kann man geteilter Meinung sein. Die einen empfinden etwas als Schund, was andere vielleicht amüsant finden. Ich habe da gerade so ein Buch am Wickel, das ich in einem öffentlichen Bücherregal gefunden habe. Es ist ein Ratgeber zur Erhöhung der Gedächtnisleistung und stammt im Original aus den 1950er Jahren. Es ist aus heutiger Sicht sehr witzig zu lesen, obwohl das damals gar nicht witzig gemeint war.
    Aber manche Bücher dort kann man getrost ins Altpapier werfen, weil sie einfach zerfleddert sind und stinken. Zum Glück ist jemand für das Regal verantwortlich und räumt solchen Mist ab und zu aus. Jedenfalls habe ich da auch schon oft ganz tolle Bücher gefunden.

    1. Rebecca

      Liebe Petra,
      ja, ich habe auch schon lesenswerte Bücher in den öffentlichen Regalen gefunden. Der größte Teil davon wäre in meinen Augen allerdings im Papierrecycling besser aufgehoben.
      Danke Dir für Deinen Kommentar!
      Liebe Grüße
      Rebecca

  3. Queen All

    Was manche in den Bücherregalen abladen ist schon grenzwertig. Klarer Fall von Trennungsschmerz gepaart mit Besitztumseffekt. Manch einer glaubt, Bücher dürfe man nicht wegwerfen. Ich hatte aber tatsächlich schon so grottenschlechte Texte, dass ich die lieber dem Papierrecycling zugeführt habe. Und wer bitte braucht denn einen museumsreifen Weltatlas?!
    Aber wenn Ausmisten so leicht wäre, wäre der Lerneffekt vielleicht auch nicht so groß. Wenn man erst mal merkt, dass das Geld wirklich weg ist und man den ganzen Krempel gar nicht mehr los wird, häuft man hoffentlich auch nicht so schnell wieder neuen Kram an.
    Liebe Grüße!

    1. Rebecca

      Liebe Vanessa,
      bei Deinem Beispiel mit dem alten Weltatlas musste ich schmunzeln 😉 Für Historiker mag der schon ganz interessant sein! Wobei ich auch zugeben muss, ein Fan von alten Globen zu sein…
      Was auch immer jemandes Herz erfreut, soll ihm ja auch bleiben. Ansonsten hoffe ich auch, dass das für Unnützes rausgeworfene Geld zumindest für bessere Kaufentscheidungen in der Zukunft gut ist!
      Liebe Grüße, Rebecca

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