„Ich habe es mir verdient“ und 5 weitere Finanzirrtümer

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Finanzielle Entscheidungen treffen wir häufig aus einem Impuls heraus. Die Glaubenssätze in Bezug auf Geld, auf die wir dabei zurückgreifen, haben wir meist unhinterfragt aus der Werbung, von unserem Familien- und Freundeskreis oder Bankberatern übernommen.

Doch nur weil sie weit verbreitet sind, heißt das noch nicht, dass diese Empfehlungen auch hilfreich sind – einige können unseren Finanzzielen sogar entgegenstehen.

Es ist an der Zeit, die falschen Glaubenssätze über Finanzen aufzudecken und die Grundlage für bessere Entscheidungen zu legen. Räumen wir also gleich mit ihnen auf. Hier sind einige der häufigsten Finanzirrtümer:

1. „Ich habe es mir verdient“

Nummer 1 auf der Liste der typischen Finanzirrtümer ist auch bekannt unter dem Slogan „Ich bin es mir wert“ oder „Man gönnt sich ja sonst nichts“.

Wir begegnen diesem Finanzirrtum besonders häufig im Zusammenhang mit Werbung für teure Kosmetik, Markenware oder Wellnessprodukte. Dahinter steht der verführerische Gedanke, dass man ein Recht darauf hat, sich selbst großzügig zu belohnen. Wer schwere Arbeit leistet, kann sich schließlich ohne schlechtes Gewissen ein bisschen Luxus gönnen. Oder?

Im Prinzip spricht nichts dagegen, sich selbst zu belohnen, wenn man etwas besonders gut gemacht hat oder einmal über sich selbst hinausgewachsen ist. Belohnungen sind für die Motivation sogar sehr wichtig.

Zum Finanzirrtum wird der Gedanke aber dann, wenn er benutzt wird, um den Kauf überteuerter Güter und Dienstleistungen zu rechtfertigen, die wir im Grund gar nicht brauchen. Geben wir leichtsinnig unser Geld aus, ohne über den wahren Gegenwert nachzudenken, wurden wir leider nur ausgetrickst.

2. „Ich kann es mir leisten“

Es gibt ein Phänomen, das verhindert, dass Menschen finanziell vorankommen, obwohl sie sehr gut verdienen. Es ist bekannt unter dem englischen Namen „lifestyle creep“ oder „lifestyle inflation“. Es beschreibt die Tendenz, jede Gehaltserhöhung sofort in höhere Konsumausgaben umzumünzen. Allein in der Erwartung künftiger Einnahmen leistet man sich jetzt schon ein größeres Auto, die größere Wohnung und den exotischeren Urlaub.

Typisches Erkennungszeichen dieses Finanzirrtums: Trotz eines üppigen Gehalts bleibt am Ende des Monats nichts davon übrig. Infolgedessen begibt man sich leider in extreme Abhängigkeit von der nächsten Gehaltszahlung. Plötzliche Arbeitslosigkeit, Branchenkrisen oder Zinsanpassungen reißen einem dann den finanziellen Boden unter den Füßen weg.

Natürlich ist es wichtig, sich vor Anschaffungen zu fragen, ob man sie sich leisten kann oder nicht. Doch als einziges Kriterium für Finanzentscheidungen ist diese Frage ungeeignet.

3. Laufende Kosten vernachlässigen

Einige Finanzirrtümer kommen auf leisen Sohlen daher: Kleine aber regelmäßig anfallende Ausgaben summieren sich still über die Jahre zu ordentlichen Summen.

Finanzentscheidungen zu treffen, ohne die Folgekosten zu beachten, kann uns teuer zu stehen kommen. Ich spreche nicht nur über den günstigen Rasierer, dessen passende Rasierklingen vergoldet zu sein scheinen. Auch die über die gesamte Vertragslaufzeit entstehenden Kosten von Abonnements, Leasingverträgen, Krediten und Verwaltungsgebühren sollte man sich vor Vertragsabschluss genau vor Augen führen, um einen Finanzirrtum zu vermeiden.

Ein gutes Beispiel ist der Preisunterschied zwischen aktiv verwalteten Aktienfonds und passiven Indexfonds. Die Differenz der Managementgebühr beträgt etwa ein Prozent. Doch die Gewinnaussichten sind besser, je geringer die Fondsgebühren ausfallen und aktiv verwaltete Fonds schneiden nicht einmal besser ab als der Marktindex.

4. Inflation unterschätzen

Du glaubst, wenn Du Dein Geld auf dem Girokonto liegen lässt, gehst Du kein Risiko ein? Finanzirrtum!

Auf dem Girokonto bzw. jeglicher Aufbewahrungsform ohne Zinsen (!) verliert Dein Geld garantiert an Wert. Noch einmal: Deine Geld verliert garantiert an Wert. Der Grund ist die Inflation. Sie sorgt dafür, dass Du Dir für dasselbe Geld jedes Jahr weniger kaufen kannst. Der Geldwertverlust durch Inflation beträgt in der Regel rund zwei Prozent pro Jahr. In Zeiten von Krieg und anderen Krisen auch deutlich mehr.

Zwei Prozent, verteilt über ein ganzes Jahr, fallen nicht besonders auf. Doch wir sollten die langfristigen Folgen der Inflation nicht unterschätzen. Der Preis für Güter aller Art wird durch sie stetig teurer, während das Geld an Wert verliert. Eine Summe von 10.000 € wird bei 2 % Inflation in 10 Jahren nur noch rund 8.200 € wert sein (s. Inflationsrechner).

5. Konsum für Investition halten

Einer der vielleicht am weitesten verbreiteten Finanzirrtümer: Konsumieren mit Investieren verwechseln.

Bestes Beispiel: Die Immobilie, die Du selbst bewohnst. Sie ist nüchtern betrachtet (was zugegebenermaßen schwer fällt) keine Investition, sondern ein ziemlich teures Konsumgut.

Bei einer Investition verwendet man finanzielle Mittel, um Privatvermögen zu vermehren oder die Gewinne eines Unternehmens zu steigern. Das Ziel einer Investition besteht zugespitzt darin, aus Geld mehr Geld zu machen.

Entsprechen dieser Definition ist das Eigenheim keine Investition, da es kein Einkommen generiert. Ganz im Gegenteil: Mir einer Immobilie kommen neben den jährlichen Gebühren, Steuern, Kreditraten und Versicherungsbeiträgen auch Kosten für Renovierungen, Sanierungen und Reparaturen auf Dich zu.

Anders sieht das Ganze aus, wenn Du eine Wohnung vermietest und dadurch regelmäßige Mieteinnahmen erzielst. Dann handelt es sich tatsächlich um eine Investition.

Die eigenen vier Wände sind ein emotionales Thema. Für eine weiterführende nüchterne Betrachtung empfehle ich Dir die Beiträge von Zendepot.

6. Glauben, es gäbe etwas umsonst

Was nichts kostet kann auch nichts wert sein. Trotzdem gehen wir diesem klassischen Finanzirrtum immer wieder auf den Leim:

  • Jede Gratis-Finanzberatung ist auch ein Verkaufsgespräch
  • Jedes Geschenk hinterlässt beim Beschenkten ein Gefühl der Verpflichtung
  • Wer im Supermarkt etwas kostenlos probieren durfte, kauft anschließend tendenziell mehr.

Vielleicht magst Du bei dem ein oder anderen Angebot tatsächlich ein paar Euro sparen. Doch für welchen Preis? Wenn Du z.B. Deinen Urlaub selbst online zusammenstellst, sparst Du Dir vielleicht die Kosten für das Reisebüro. Die eigene Recherche beansprucht aber Zeit und bisweilen auch die Nerven. Bedenke deshalb immer die unsichtbaren Kosten eines allzu verlockenden Angebots.

Meine Frage an Dich: Welche Finanzirrtümer kennst Du noch? Ich freue mich auf Deinen Kommentar! 

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„Wer nicht weiß, welchem Hafen er zusteuern soll,
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Seneca

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Schweizer Minimalist

    Toller Beitrag! Ich denke jeder hatte bereits mit diesen finanziellen Irrtümer Kontakt. Die Frage ist, wer lernt daraus 😉

    Ich treffe grössere finanzielle Entscheidungen immer sehr durchdacht. Das heisst ich vergleiche das Angebot auf dem Markt, mache ggf. eine Pro/Kontra-Liste und frage mich selbst, welchen Mehrwert ich mir davon verspreche.

    Während meiner Ausbildungszeit kaufte ich mir zwei mal das neuste/teuerste Smartphone. Heute begehe ich diesen Fehler nicht mehr, da ich nur Whatsapp, Internet und Musik auf meinem Handy benötige. Warum sollte ich CHF 500 mehr zahlen, wenn ich die zusätzlichen Features nicht benötige?

    Liebe Grüsse
    Schweizer Minimalist

    1. Rebecca

      Lieber Schweizer Minimalist,

      vielen Dank dafür, dass Du Deine Erfahrungen hier mit uns teilst. Deine Vorgehensweise bei größeren finanziellen Entscheidungen klingt sehr gut durchdacht.

      Wahrscheinlich hat jeder von uns schon mindestens einmal einen finanziellen Irrtum begangen. Ich gebe Dir recht: Entscheidend ist, dass man aus diesen Fehlern lernt und es beim nächsten Mal möglichst besser macht.

      Liebe Grüße in die Schweiz
      Rebecca

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